Die Cholera in der Schweiz und das über dieselbe im Züricher Kantons-Spital beobachtete : ein Bericht an die Medicinal-Direktion / von Hermann Lebert.

  • Lebert, Hermann, 1813-1878.
Date:
1856
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Credit: Die Cholera in der Schweiz und das über dieselbe im Züricher Kantons-Spital beobachtete : ein Bericht an die Medicinal-Direktion / von Hermann Lebert. Source: Wellcome Collection.

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    Spital ein. Hier machte sie einen Abdominaltyphns von mittlerer Intensität durch und war bereits in der beginnenden Konvalescenz, hatte am 1. September mehrmaliges Erbrechen, welches jedoch auf- hörtc, befand sich in den nächsten Tagen in einem Zustande ausser- ordentlicher Schwäche, als sie in der Nacht vom 3. auf den 4. Sep- tember von heftiger, stürmischer Diarrhoe befallen wurde, und in wenigen Stunden 14 reiswasserähnliche Stühle hatte, zu denen sich mehrmals ähnliches Erbrechen gesellte. Es trat nun sehr schneller Kollapsus ein, und bereits am Morgen, nach etwa Sstündlger Dauer des Anfalls, starb die Kranke. Leichenöffnung 7 Stunden nach dem Tode bei war- mer Temperatur. Unter der Arachnoidea befindet sich ziemlich viel Flüssigkeit, das Gehirn ist von teigigte^i’ Konsistenz, nicht sehr blutreich. In den Seitenventi’ikeln findet sich eine ziemliche Menge, etwa 60 Gr. Serum. In den Jugularvenen ist ein dünflüssiges, schwarzes Blut. . Die linke Lunge ist an der Spitze durch Zellgewebsadhäsionen ver- wachsen, an der rechten Lunge zeigen sich noch viel ausgedehntere Adhärenzen. Tracheal- und Bronchialschleimhaut blass, Lungen trocken, hyperämisch. Im Herzbeutel sehr wenig Flüssigkeit; am Visceralpericardium kleine Ecchymosen. Herz schlaff, besonders im rechten Ventrikel, fast blutleer. In der Aorta wenig schwai’zes, flüs- siges Blut. Im Magen findet sich eine hellgelbe, dünne Flüssigkeit, er ist gerunzelt, gegen den Pylorus hin zeigen sich kapillare Ecchy- mosen. Im Darmkanal findet sich wässrige, ebenfalls sehr mattgelbe Flüssigkeit. Im obren Theile des Dünndarms ist die Schleimhaut hyperämisch, hie und da ecchymotisch, von guter Konsistenz; nach der untren Hälfte des Dünndarms hin sind die solitären und Peyer’- schen Drüsen bedeutend geschwellt, wie milchig iufiltrirt, nach dem Coecum zu finden sich eine Menge kleiner und grosser Geschwüre, den isolirten und agminirten Drüsen entsprechend, in der Gegend der Coecalklappe ist die Schleimhaut ganz mit Blut untei'laufen; um die Geschwüre herum ist sie stellenweise verdünnt und erweicht. Im Colon sind die Drüsen geschwellt. Die Mesenterialdrüsen sind grauroth, auf der Rückbildung be- griffen, sowie auch die Milz zwar dunkelroth ist, aber von normaler Konsistenz und Umfang. Die Nieren sind normal, sowie die Leber; in der Gallenblase befindet sich eine dünnflüssige, hellgrüne Galle. Die Blase ist fast leer, der Uterus normal. Wir haben es hier also mit der Komplikation von Typhus und schnell tödtlicher Cholera zu thun. Anatomisch haben aber offen- bar die Cliaraktere des Abdominaltyphus vorgeherrscht, mul olme die klinisclie Beobachtung würde man kaum sichre patliologisch-ana- tomisebe Anhaltspunkte für Cholera haben.