Kinesiotherapie / von A. Hoffa.

Date:
1898
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Credit: Kinesiotherapie / von A. Hoffa. Source: Wellcome Collection.

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    Bei den weniger weit vorgeschrittenen Fallen von Tabes bezwecken wir mit der Uebungstherapie die Wiederherstellung des gestorten Geh- vermogens. Man lasst die Kranken auf vorgezeichneten Strichen gehen, einen Fuss dicht yor dem anderen aufsetzen, riickwarts schreiten u. s. w. Dazn kommen dann Trefftibungen mit der Fussspitze an anfgehangten Schiitzenscheiben, an Leitern oder an eigens dazu angegebenen Apparaten. Von Goldscheider und Jacob sind eine Anzahl solcher Apparate (Laufbahn, Amphitheater mit Kugeln und Tellern, Gitterapparat, Pendelapparat) an- gegeben. Sie sind wohl dazu geeignet, die Uebungen mannigfaltiger zu gestalten, auch erlauben sie eine bessere Dosirung der geleisteten Arbeit und fiihren dem Kranken selbst die erreichten Fortschritte gut vor Augen, ein Punkt, der bei der so oft vorhandenen psychischen Depression der Tabeskranken nicht unwichtig ist. Goldscheider macht speciell noch darauf aufmerksam, dass es sich in manchen Fallen empfiehlt, die Gymnastik im Wasserbade ausfuhren zu lassen, indem durch den Auftrieb des Wassers die Bewegung der gelahmten Beine sehr erleichtert wird. Auch der Gehorsinn ist in letzter Zeit bei der gymnastischen Behandlung Ataktischer verwerthet worden. In einer Arbeit: „Zur Behandlung centraler Bewegungsstorungen mit akustischen Sinnesreizen hat Grdupner gezeigt, dass bei der Behandlung der Ataxie die Wiedererlangung der Coordinationsfahigkeit dadurch erleichtert werden kann, dass dem Patienten bei der Ausfiihrung seiner Uebungen akustische Sinneseindriicke verschafft werden, so dass der Patient nicht nur sehen, sondern auch horen kann, ob er seiner Bewegungsvorstellung entsprechend bewegt, respective coordinirt. Grdupner hat ein sogenanntes „Laufbrett construirt, in dem der Patient gehen muss. Der Patient, der an seinen Stiefelspitzen ein einfaches Metallband („Contactschuh) tragt, beriihrt in Schrittweite abwechselnd mit der rechten und linken Fussspitze Metallbander, welche zu zwei verschieden gestimmten Glocken fiihren und schliesst dadurch selbstthatig den Glockenstrom; die Glocken schlagen kurz und scharf an; —- verfehlt der Patient die Metallbander, dann bleibt der Glockenstromschluss aus und die Glocken schweigen; sobald der Patient befahigt ist, mit sehenden Augen die Fussspitzen richtig zu setzen, dann muss er bei geschlossenen Augen, lediglich auf Grund der Bewegungsvorstellung, innerviren und das Anschlagen der Glocken orientirt ihn iiber die Coordination seiner Bewegungen. Die Verwerthung localer activer Gymnastik bei der Behand- lung von Neuralgien wollen wir am Beispiel der Ischiasbehandlung schildern. Diese Ischiasbehandlung ist vorzuglich von Schreiber aus- gebildet worden. Man beginnt damit, dass man zunachst das Heben des Fusses itben lasst. Der Fuss wird auf einen Schemel aufgesetzt, indem man zuerst, wenn nothig, das Bein selbst erhebt und es wieder auf den Boden zuriickstellt. Die Uebung wird zehnmal hintereinander ausgefiihrt mit Einschaltung der niithigen Pausen. Dann folgen Uebungen in der Abduction und Adduction des Beines, Uebungen im Beugen und Strecken des Hiiftgelenkes, Uebungen im Gehen und Stehen auf einem Bein, Uebertreten iiber Schwellen, die man in gewissen Abstanden auf den Boden legt, Uebungen im Spreizen der Beine, Kniebeugen und Strecken. Gerade die Uebungen, die anfangs am schmerzhaftesten sind, miissen am meisten cultivirt werden. Geht man rationell vor, so haben die Patienten am Ende der zweiten Woche schon in der Kegel ihre ScluiuTzen verloren. Allgemeine Therapie. II. 30