Joseph Servatius von d'Outrepont. Ein Lebensbild / [Georg Burckhard].

Burckhard, Georg, 1872-

Date:: 1913

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Credit: Joseph Servatius von d'Outrepont. Ein Lebensbild / [Georg Burckhard]. Source: Wellcome Collection.

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dem Rufe des berühmten Lehrers der Geburtshilfe Johann Lucas Boer. Innige Freundschaft, die in den Studienjahren begonnen und sich bis in das späte Alter fortsetzte, verband ihn mit seinem Lehrer. Als Osiander in Göttingen sich in einem Aufsatze über Boer mißliebig äußerte, übernahm er es, selbst schon 66jährig, die Ehre seines Freundes und Lehrers zu retten. Erinnerungen an die Studienzeit, Worte der Pietät, Worte der Wahrheit, Worte des Dankes1) sind es, wie er selbst seinen Artikel überschreibt, die er ihm widmet. »Ich finde mich durch die Liebe zur Wahrheit, durch meine jetzige Stellung als öffentlicher und klinischer Lehrer, durch mein Verhältnis zu Boer als meinem Lehrer und namentlich durch ein tiefes, dankbares Gefühl für die Liebe und das Wohlwollen, mit dem er mich bis zu seinem Tode behandelte, verpflichtet, einen Beitrag zu seiner Charakteristik zu liefern. Ich glaube mich dazu desto mehr berufen, weil wenige seiner Zuhörer sich eines so schmeichelhaften Vertrauens von seiner Seite zu rühmen haben, wie ich. Er liebte mich wie einen Sohn und nannte mich stets seinen Benjamin, ein Name, mit dem er mich auch später in seinen Briefen ansprach.« Der Biograph hat die Licht- und Schattenseiten darzustellen, Osiander hob nur die letzteren hervor, während d’Outrepont die ersteren in den Vordergrund rückte. Boer verstand es, selbst ganz der Praxis entsagend, seinen Schülern ein guter Lehrer, besonders am Gebärbett, zu sein und sie auch praktisch hervorragend zu unterrichten. Da damals in Wien viele fremde Emigrantenfamilien ihren Wohnsitz genommen hatten, besonders solche, die der deutschen Sprache nicht mächtig waren, ergab es sich, daß d’Outrepont wegen seiner Sprachkennt- nisse von Boer vielfach zu diesen Familien geschickt wurde, wo- durch er den Grund zu seiner späteren hervorragenden praktischen Fertigkeit legte. Die therapeutischen Grundsätze, die er bei Boer kennen gelernt hatte, und die in mancher Weise von den bisher üblichen abwichen, haben ihn später sein ganzes Leben lang ge- leitet. Was Boer ihm nicht nur als Lehrer, sondern auch als Freund und Berater gewesen, was er von ihm in mannigfachen Gesprächen und Unterhaltungen gehört und gelernt hat, hat er ihm Zeit seines Lebens nicht vergessen. Ein Jahr lang weilte d’Outrepont in Wien, als er, wahrschein- lich auf Veranlassung des damaligen Salzburgischen Hofkanzlers x) Neue Zeitschrift für Geburtskunde, Bd. XII, Berlin, 1842, August Hirschwald.