Volume 3

Vom Roroima zum Orinoco : Ergebnisse einer Reise in Nordbrasilien und Venezuela in den Jahren 1911-1913 / unternommen und herausgegeben im Auftrage und mit Mitteln des Baessler-Instituts in Berlin von Theodor Koch-Grünberg.

  • Koch-Grünberg, Theodor, 1872-1924.
Date:
1917-28
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Credit: Vom Roroima zum Orinoco : Ergebnisse einer Reise in Nordbrasilien und Venezuela in den Jahren 1911-1913 / unternommen und herausgegeben im Auftrage und mit Mitteln des Baessler-Instituts in Berlin von Theodor Koch-Grünberg. Source: Wellcome Collection.

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    Quellgebietes des Ventuari werden von ihren Stammverwandten Ihuruäna oder Ihuduäna genannt; ein Name, den sie selbst niemals anwenden, und der eine gewisse verächtliche Nebenbedeutung zu haben scheint. Sie selbst nennen sich ebenfalls Yekuanä. Die linken Zuflüsse des mittleren und unteren Yentuari bewohnen die Dekuäna, was lautlich dasselbe Wort ist wie Yekuanä, da in diesem Dialekt das anlautende y durch d ersetzt wird. Sie nennen sich selbst auch Uanyunggomü. Die Anwohner des Cunucunüma, Padämo und anderer rechter Nebenflüsse des oberen Orinoco werden Ivununyanggomü oder kurzweg Kunuanä genannt. Sie bilden den Kern des ganzen Stammes und reichen mit ihren Niederlassungen bis zum Yatete, einem linken Nebenflüsse des oberen Ventuari. Auf dem rechten Ufer des mittleren Yentuari wohnen in zwei Sippen- liäusern die karaibischen Yauaräna oder Yabaräna1, einst der Hauptstamm des Yentuari, jetzt auf dreißig bis höchstens fünfzig Seelen zurückgegangen. Sie werden schon um die Mitte des achtzehnten Jahrhunderts erwähnt und auf den Karten in derselben Gegend verzeichnet, die sie noch heute bewohnen. Ich traf eine Bande von ihnen an der Mündung des rechten Zuflusses Ashita, fand aber ihr großes Sippenhaus etwas flußabwärts auf dem rechten Ufer niedergebrannt. Wie ich später hörte, hatten es die Indianer selbst angezündet und sieb mit ihrer Habe an den oberen Ashita in Sicherheit gebracht, um den Bedrückungen durch die venezolanischen Kautschuksammler zu entgehen. Ein zweites Sippenhaus lag landeinwärts im Quellgebiet des etwas weiter flußabwärts mündenden Nebenbaches Yachkauähu kurz ober¬ halb des Wanapiari2. Seine Bewohner hatten damals keine Verbindung mit den Venezolanern. Unter den Yauaräna leben einige Kurasikäna und Wökiäre, An¬ gehörige zweier kleinen Karaibenstämme, die im Quellgebiet des Wanapiäri hausen. Diese Indianer des mittleren Ventuari, die ich zu Gesicht bekam, unter¬ schieden sich in ihrer körperlichen Beschaffenheit sehr von den Yekuanä. Es waren durchschnittlich schlanke Gestalten mit länglichen, schmalen, feingeschnittenen Gesichtern. Mehrere hatten schräggestellte Augen. Neben den karaibischen Stämmen ist es vor allem ein arowakischer Stamm, der einen Hauptteil der Bevölkerung des Rio Branco-Gebietes aus¬ macht, die Wapischäna. Im achtzehnten Jahrhundert galten sie als der volkreichste Stamm der ganzen Gegend. Von friedfertiger Gesinnung, traten sie frühzeitig in Beziehungen zu den Weißen und arbeiteten für diese. Die 1 Spanische Schreibweise. 2 Manapiare der Karten, der größte rechte Nebenfluß des Ventuari.