Die Pathologie des Sympathicus auf physiologischer Grundlage / bearbeitet von Albert Eulenburg und Paul Guttmann.

  • Eulenburg, Albert, 1840-1917.
Date:
1873
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Credit: Die Pathologie des Sympathicus auf physiologischer Grundlage / bearbeitet von Albert Eulenburg und Paul Guttmann. Source: Wellcome Collection.

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    längere Zeit fortgesetzte Galvanisation des Hals-Sympathicus hatte in Bezug auf die Ephidrosis gar keinen Erfolg. Als Pat. am 17. März 1871 entlassen wurde, ergab die Untersuchung: Die Pupillen sind gleich weit. Die profuse Schweiss-Secretion ist jetzt nicht auf die rechte Gesichtshälfte beschränkt, sondern sie hat sich zum Theil auch etwas auf die linke Gesichtshälfte aus- gebreitet. Die Schilddrüse ist kleiner geworden, es besteht keine abnorm starke Pulsation der Halsarterien mehr; Puls 68. In allen diesen Fällen also (wozu auch die schon auf pag. 1—3 genannten von Gairdner, Verneuil und Ogle gehören) fand sich auf der schwitzenden Gesichtsseite die Pupille enger als auf der nicht schwitzenden, zugleich war die Temperatur daselbst erhöht und die Haut- farbe röther. Eine solche Congruenz der Erscheinungen lässt sich, da von Seiten des Gehirns kein einziges pathologisches Symptom bestand, nur durch die Annahme einer Lähmung des Hals-Sympathicus auf der der verengten Pupille entsprechenden Seite erklären, und zwar einer Läh- mung sowohl der oculopupillären als vasomotorischen Fasern im Hals- Sympathicus. Die Lähmung der vasomotorischen Fasern aber muss dadurch zu vermehrter Schweisssecretiou führen, dass die Sehweiss- drüsen in Folge der Erweiterung der Blutgefässe eine grössere Blut- menge erhalten und daher stärker thätig werden. So erklärt sich also auch das Auftreten der Schweisssecretion auf der rechten Gesichts- hälfte bei dem letzerwähnten Patienten nach Galvanisation des Sym- pathicus aus einer hierdurch erzeugten stärkeren Erweiterung der Blutgefässe. Schon früher hatte M. Meyer*) mitgetheilt, das man durch Galvanisation des Hals-Sympathicus beim Menschen eine vermehrte Schweisssecretion erzielen kann. Wurde nämlich, wie M. Meyer bei mehreren Kranken fand, die Kathode auf das Ganglion cervicale supre- mum und die Anode auf den Processus transversus des 7. Halswirbels (auf der entgegengesetzten Seite) applicirt, so trat in dem der Kathode correspondirenden Arme eine Temperaturerhöhung ein und es sickerte der Schweiss in Tropfen auf der. Palmarfläche und den Fingerspitzen hervor. Es scheint indessen, dass die Galvanisation des Hals-Sym- pathicus auch den entgegengesetzten Effect hervorrufen kann. Wenig- stens theilt Nitzelnadel**) einen von allen Fehlerquellen freieu Versuch mit, in welchem bei einem der oben erwähnten Kranken durch die Galvanisation eine Herabsetzung der Schweisssecretion erzielt *) M. Meyer, Therapeutische Erfolge der Galvanisation des Sympathi- cus. Berl. klinische Wochenschrift 1868, No. 23, pag. 246 und 1870, No. 22. **) Nitzelnadel, a. a. 0. pag. 51. Eulenburg und Guttmann, Pathologie des Sympathicua. r