Die Pathologie des Sympathicus auf physiologischer Grundlage / bearbeitet von Albert Eulenburg und Paul Guttmann.

  • Eulenburg, Albert, 1840-1917.
Date:
1873
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Credit: Die Pathologie des Sympathicus auf physiologischer Grundlage / bearbeitet von Albert Eulenburg und Paul Guttmann. Source: Wellcome Collection.

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    Symptomencomplex während des Anfalles darbieten; dass namentlich die Differenz in der Weite der Pupillen in andern, sehr ausgesproche- nen Fällen periodischen halbseitigen Kopfschmerzes nicht beobachtet wurde. Er hat demnach für die dem seinen ähnlichen Fälle, wo ein Tetanus im Halstheile des Sympathicus als pathogenetisches Moment anzunehmen ist, die Bezeichnung: „Hemicrania sympathico-to- nica in Vorschlag gebracht, — Späterhin hat nun Möllendorff, an- scheinend ohne jede Kenntuiss der du Bois-Reymond'sehen Mit- theilung, in einem längeren Aufsatze*) eine Theorie der Migraine auf- gestellt, welche im Wesentlichen darauf hinausläuft, „dass die Hemi- cranie eine theils typisch, theils atypisch, einseitig auftretende Ane- nergie der die Arteria carotis beherrschenden vasomotorischen Nerven ist, wodurch die Arterien erschlaffen und eine arterielle Fluxion nach dem grossen Gehirn gesetzt wird. — Merkwürdigerweise ist bei dieser Definition wie in der ganzen folgenden Auseinandersetzung gar nicht von dem primären Stadium des Gefässkrampfes, des arteriellen Tetanus die Rede, welcher von du Bois-Reymond doch wenigstens in einem concreten Falle von Hemicranie so unzweifelhaft und schlagend nach- gewiesen worden ist. Abgesehen von den übrigen, ziemlich vieldeutigen semiotischen Hinweisen sind namentlich folgende Punkte der Möllen- dorff sehen Mittheilung, falls sie sich bei weiterer Beobachtung be- stätigen sollten, für die Aetiologie und Deutung der hemicranischen Erscheinungen von vorwiegendem Interesse: 1) Compression der Carotis der leidenden Seite, während des Anfalls, bewirkt augenblickliches Schwinden des Kopfschmerzes, der- selbe kehrt bei Nachlass der Compression mit der ersten Pulswelle wieder. Umgekehrt wird durch Compression der Carotis der anderen (gesunden) Seite der Schmerz gesteigert. (Vgl. oben.) 2) Die ophthalmoscopische Untersuchung des leidenden Auges ergab bei einer an Migraine leidenden Person während des Anfalles eine Erweiterung der centralen Gefässe (Art. und Vena centralis retinae; letztere knotig und sehr geschlängelt, von viel dunklerer Farbe als sonst); ebenso auch Erweiterung der Chorioidealgefässe, wodurch der Augenhintergrund, statt der sonstigen dunkelbraunrothen, eine scharlaeh- rothe Färbung zeigte; zuweilen auch eine stärkere Injection der Episcleralgefässe bis zum Hornhautrande, welche nach Aufhören des Anfalles verschwand. Das andere Auge hatte den normalen, dunkel- *) Möllendorff, Ueber Hemicranie. Archiv für path. Anat. XU. Band, pag. 385-395.