Ueber Immunität gegen Geshwülste / von E. v. Dungern.

Dungern, Emil, Freiherr von, 1867-

Date:: [1909?]

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Credit: Ueber Immunität gegen Geshwülste / von E. v. Dungern. Source: Wellcome Collection.

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Auch bei Hunden findet man relativ häufig bösartige Geschwülste; es gelingt im allgemeinen aber nicht, sie auf andere Hunde zu übertragen. Eine Ausnahme macht ein Lymphosarkom, das von Sticker1) genau untersucht und zu vielfachen Immunisierungsversuchen verwandt wurde. Es kommt an den Genitalien vor und kann schon durch den Geschlechtsverkehr übertragen werden. Ob es sich hier frei¬ lich um ein echtes aus sich heraus wachsendes Sarkom handelt, ist nicht sicher gestellt, wenn auch der liistolo- logische Befund nicht zu Ungunsten von Stickers An¬ schauung spricht. Dieser Geschwulst gegenüber trat bei einem Teil der Fälle auch Immunität ein, die zur Desorp¬ tion des anfänglich gut gewachsenen Gewebes führte und jede weitere Impfung vereitelte. Bei den anderen Hunden schritt die Wucherung weiter fort und auch die Reinokula- tion war von Erfolg begleitet. Bei Feldhasen findet man auch öfters Fibrosarkome, welche ihren Sitz an der Ohrwurzel und in der Umgebung des Auges haben. Diese ließen sich auffallenderweise ver¬ hältnismäßig leicht auf Kaninchen übertragen und monate¬ lang fortzüchten2). In diesem Falle gelang es mir mit Hilfe der Antikörperreaktion den Beweis zu erbringen, daß es sich in der Tat um maligne Geschwülste, die aus sich selbst heraus wachsen, handelt. Wenn man nämlich nach längerer Züchtung in Kaninchen einen solchen Tumor bei einem Kaninchen herausschneidet, zerkleinert und in die Bauch¬ höhle des gleichen Tieres injiziert, so entstehen Antikörper gegen Hasenblut, vor allem sehr reichlich Agglutinine. Die Tumoren bestehen also aus Hasenzellen die in der fremden aber verwandten Tierart weiter wachsen. Die Erscheinung, daß Tumoren sich auf fremde Tierarten übertragen lassen, gehört zu den größten Ausnahmen. In der Literatur finden sich nur noch zwei ähnliche Beobachtungen: das Lympho¬ sarkom des Hundes wurde von Sticker auf den Fuchs ver¬ pflanzt, und Lewin3) sah bei einer geimpften Maus ein Rattensarkom 3 Wochen wachsen. Aber auch hier handelte es sich um eine einzige Generation. Ein kurz dauerndes Wachsen tritt häufig im fremden Organismus ein; so be¬ obachtete Ehrlich, daß Mäusekarzinome einige Tage lang in der Ratte recht rapide wachsen. Die Weiterimpfung auf die zweite Ratte mißlang regelmäßig; wurden die Tumor¬ zellen aber auf die Maus zurückgebracht, so wuchsen sie weiter. Kelling4) glaubt auf Grund von Serumreaktionen an¬ nehmen zu können, daß manche Geschwülste des Menschen Ztschr. f. Krebsforsch. 1906, Bd. 4. 2) v. Düngern und Coca, Ztschr. f. Immunitätsforsch. 1909, Bd. 2. 3) Deutsche med. Wschr. 1909. 4) Wien. med. Wochschr. 1903, 1904; Münch, med. Wochschr. 1904; Ztschr. f. Krebst. 1907.