Grundzüge einer Biologie der menschlichen Plazenta : mit besonderer Berücksichtigung der Fragen der fötalen Ernährung / von J. Hofbauer.

Date:
1905
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Credit: Grundzüge einer Biologie der menschlichen Plazenta : mit besonderer Berücksichtigung der Fragen der fötalen Ernährung / von J. Hofbauer. Source: Wellcome Collection.

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    Sitz in der Leber; von hier gehen Venen aus, welche das zur Ernährung und zum Aufbau nötige Blut den Geweben zuführen. In die Leber gelangt das mütterliche Blut durch die Nabelgefäße. Diese Anschauungen, zum Teil aus Beobachtungen an menschlichen und tierischen Föten resultierend, teils auf aprioristischen Spekulationen basierend, werden als Dogmen bis zum 16. Jahrhundert hinüberge- nommen; von einer wissenschaftlichen Tätigkeit, die eine Nachprüfung oder Berichtigung dieser antiken Lehrsätze anstrebte, ist keine Rede. Eine selbständige Richtung nimmt die Embryologie erst durch genaue Beobachtung der Natur an, gleichzeitig mit dem großen Aufschwünge der Anatomie, durch Benedetti und Fernel (Mitte des 16. Jahrhunderts): Die Ernährung des Fötus besorgt das Blut, welches dem Uterus zu- strömt; dieses Blut ist aber nicht — wie bisher angenommen — das Menstrualblut, denn dasselbe ist giftig und schädlich. Durch das Fest- halten an einzelnen, von den früheren Ansichten herstammenden Irr- lehren wird aber noch daran geglaubt, daß arterielles und venöses Blut durch den Uterus dem Kinde zuströmt. Eine richtige Schilderung der anatomischen Verhältnisse der Plazenta und Nabelgefäße gibt erst Fallopio. Darauf folgt in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts die Arbeit von Arantius »de humano foetu«, basierend auf Sektionen von Graviden und Beobachtungen an trächtigen Tieren. Neben einer Darstellung der Anatomie des graviden Uterus enthält sie zuerst eine breitere Ansicht betreffs der Funktion der Plazenta: Dieselbe steht der Blutbildung und Blutreinigung vor, so wie die Leber in der extrauterinen Epoche, daher die Bezeichnung »jecur uterinum«; erst wenn das Blut der Uterusgefäße hier gereinigt worden, dient es zum Aufbau und zur Ernährung des Fötus. Klarheit in die fötalen Zirkulationsverhältnisse und eine damit zu- sammenhängende Emanzipation von der bisher geltenden Galen sehen Lehre, nach welcher in Nabelarterien undNabelvenen die gleiche, zum Fötus leitende Stromrichtung herrschen sollte, brachten erst genaue anatomische Untersuchungen durch Spigelius (Anfang des 17. Jahrhunderts) und vor allem durch Harvey. Den genialen Forschungen desselben (Exer- citationes de generatione animalium, 1651) verdankt die Wissenschaft eine präzise Vorstellung vom Blutkreislauf; dies mußte bestimmend für die ganze Denkungsrichtung werden, der Horizont des physiologischen Wissens erweiterte sich beträchtlich. In geistvoller Überlegung von der Einschaltung der Plazenta zwischen zwei getrennte Kreislaufgebiete spricht er dieselbe in gewissem Sinne als »Verdauungsorgan« an, indem sie »succum alibilem a matre provenientem nutriendo foetui porro eon-