Ueber Hämophilia : Vortrag gehalten am 23. November 1894 im württemb. ärzt. Bezirksverein VIII (Ravensburg) / von H. Fischer.

  • Fischer, H.
Date:
[1895]
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Credit: Ueber Hämophilia : Vortrag gehalten am 23. November 1894 im württemb. ärzt. Bezirksverein VIII (Ravensburg) / von H. Fischer. Source: Wellcome Collection.

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    Hämatomen, welche hinwiederum mehr an den Extremi- täten als am Rumpfe Vorkommen. Gehen wir zu den Verletzungen über, die zu töd- lichen Blutungen bei den Trägern unserer Krankheit Anlass geben, so ist auffallend, dass man es meist mit verhältnismässig kleinen, ja kleinsten Wunden und bezüglich der verletzenden Werkzeuge öfter mit stumpfen und halbscharfen, als scharfen, schneidenden und stechen- den Gegenständen zu thun hat. Direct nach der Geburt sind tödliche Blutungen selten; so stellt sich die Durchschneidung der Nabel- schnur als relativ ungefährlich dar. Dagegen ist ein Fall erwähnt, in welchem ein Kind sofort nach der Geburt eine Blutunterlaufung des Hodensacks zeigte und nach 44 Stunden ohne nachweisbare Ursache starb. Bei der Section erwies sich die Bauchhöhle und der Raum der Tunica vaginalis des Hodens mit flüssigem Blute gefüllt; da irgend eine Blutgefässverletzung nicht zu finden war, dürfe Blutung durch Compression des Körpers in partu bei dem hämophilen Kind als Todes- ursache angenommen werden. Besonders interessant gestaltet sich das Resultat der Bluterstatistik bei der rituellen Beschneidung. In einem jüdischen Blutergeschlecht aus Braunschweig, das auch sonst zahlreiche Verblutungen aus allen möglichen Ursachen aufzuzählen hatte, starben von den aus 4 Familien stammenden Enkeln einer Grossmutter nicht weniger als 4 an Verblutung bei der Beschneidung, so dass diese üble Erfahrung einem Teil der Familie den Anlass zum Uebertritt zum Christentum gab. Auch führte die Lösung des Zungenbändchens, sowie unbeabsichtigte Verletzungen dieses und der Lippen- bändchen wiederholt, und Biss auf die Zunge einmal den Verblutungstod herbei. Ganz besonders schlimm sind die Verletzungen des Zahnfleisches. Zahnextractionen z. B. hatten zwölf- 22*