Ueber die Chlorose und die damit zusammenhängenden Anomalien im Gefässapparate : insbesondere über Endocarditis puerperalis / von Rudolf Virchow.

Date:
1872
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Credit: Ueber die Chlorose und die damit zusammenhängenden Anomalien im Gefässapparate : insbesondere über Endocarditis puerperalis / von Rudolf Virchow. Source: Wellcome Collection.

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    Herzens Beängstigungen, Engbrüstigkeit u. s. w. hervorgerufen haben soll, und es bedarf wohl nur der Erinnerung an die Lehre von der Stenocardie als Ursache der Angiua pectoris, um den durch solche Fälle hervorgerufenen Gedankengang zu bezeichnen. Tn diesem Augenblicke ist derselbe, wie mir scheint, einigermaassen grundlos in Verruf gekommen; es möchte wohl der Mühe werth sein, wieder einmal wissenschaftlich zu prüfen, welche mechani- schen Rückwirkungen die Enge der arteriellen Räume auf das Gesammtverhalten des I^örpers ausüben kann. Es ist gewiss nicht unwahrscheinlich, dass eine ganze Reihe von Folge-Erschei- nungen in eine parallele Stellung zu bringen ist, und dass nament- lich eine Neigung zu Palpitationen des Herzens bei einer solchen Schwierigkeit für den Blutstrom herbeigeführt werden muss. Allerdings kann man sich leicht vorstellen, dass je nach der Individualität der einzelnen Personen die Effecte, welche sich im Laufe der Zeit gestalten, sehr verschieden sein müssen. Bleibt wirklich das Blut in einem defecten Zustande, ist also dauernd Oligaemie vorhanden, so lässt sich voraussetzen, dass keine er- hebliche Hypertrophie des Herzens einzutreten braucht; es wird das gewöhnliche oder selbst ein kleines Herz ausreichen, die Blutmasse zu bewegen. Denkt man sich dagegen, dass unter günstigen Verhältnissen das Individuum eine grössere Menge von Blut producirt, so muss natürlich der Druck ini Aortensystem wachsen, die Widerstände für die Entleerung des linken Ventri- kels zunehmen, und es lässt sich dann unter ähnlichen Verhält- nissen, wie wir es vielfach sehen, mit Bestimmtheit erw'arten, dass eine Dilatation und Hypertrophie eintreten werde. Es ist hier noch ein anderer Umstand in Betracht zu ziehen, der von Erheblichkeit zu sein scheint. Es liegt nehmlich auf der Hand, dass, wenn bei einer grösseren Blutproduction das Gefässsystem sehr enge ist und wenig Capacität besitzt, der Blutdruck im Aortensystem wachsen und, nicht blos rückwärts gegen das Herz, sondern auch gegen die Peripherie hin eine be- trächtliche Höhe erreichen muss. In dieser Beziehung ist es von Interesse zu erwähnen, dass fast alle Fälle von haemorrhagischer Diathese, namentlich von Haemophilie, die mir im Laufe der letzten zehn Jahre vorgekommen sind, den beschriebenen Zustand des Gefässsystems dargeboten haben. Ich wurde zuerst aufmerk- sam darauf bei Gelegenheit der Autopsie eines ausgezeichneten