Ueber das Rückenmark und einzelne Theile des Gehirns von Esox Lucius L. : eine mit Genehmigung einer Hochverordneten Medicinischen Facultät der Kaiserlichen Universität Dorpat zur Erlangung der Würde eines Doctors der Medicin verfasste und für die öffentliche Vertheidigung bestimmte Abhandlung / von Ludwig Stieda.

  • Stieda, Ludwig, 1837-1918.
Date:
1861
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Credit: Ueber das Rückenmark und einzelne Theile des Gehirns von Esox Lucius L. : eine mit Genehmigung einer Hochverordneten Medicinischen Facultät der Kaiserlichen Universität Dorpat zur Erlangung der Würde eines Doctors der Medicin verfasste und für die öffentliche Vertheidigung bestimmte Abhandlung / von Ludwig Stieda. Source: Wellcome Collection.

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    scher über die Bedeutung dieser Kerne sind im Wesentlichen folgende: Hannover 1), der in der Marksubstanz des Cerebellurn beim Barsche dieselben Gebilde fand, fasst sie, ohne jedoch Zellenmembranen und Zelleninhalt nachgewiesen zu haben, als Zellen und zwar als Nervenzel- len auf (tres petites cellules cerebrales“). Ger lach, der die Rinde des Cerebellurn vom Menschen beschreibt, will einzelne Kerne mit doppelten Contouren gesehen 2) haben und hält sie demnach für Zellen, deren Membran dem Kerne sehr eng anliege und daher selten sicht- bar werde. Hess, der das Cerebellurn vom Menschen, von Säugethieren und Vögeln unter- suchte, behauptet, dass die Kerne des Cerebellurn Zellen seien, denen ein Kern fehle 3) Gerl ach will auch an diesen Gebilden deutliche Fortsätze, die mit markhaltigen Nervenfasern zusammenhingen, ausgehen gesehen haben und Hess4) sagt: „Elementa eniin parvula cellulis similia in cerebello inventa, dubium non est, quin cum fibris nerveis cohaereant.“ Beide Au- toren halten also die Kerne für Nervenzellen und die Fortsätze für Axencylinder. Ich habe mich nun auch anhaltend mit der Frage beschäftigt, ob die von mir als Kerne gedeuteten Ge- bilde Fortsätze, welche in Axencylinder von Nervenfasern übergehen, haben oder derselben entbehren. Zerzupfte ich zu dem Zweck die Marksubstanz mit Nadeln, um die Kerne zu isoliren, so erkannte ich nicht gar selten kurze Fädchen an ihnen. Ich habe mich aber nicht davon überzeugen können, dass diese Anhänge constant und nicht etwa ein durch die Chromsäure hervorgerufenes Gerinnungsprodukt seien, dass sie einen integrirenden Bestand- teil der Kerne, die ich mit ihnen dann auch als Zellen auffassen würde, bilden und dass sie in unzweifelhafter Verbindung mit Nervenfasern stehen. W enn ich demnach gegen die genann- ten Forscher mich aussprechen muss, so geschieht es hauptsächlich in der Absicht offen zu bekennen, dass unsere gegenwärtigen Hilfsmittel der Untersuchung zur endgültigen Entschei- dung der Frage nicht oder wenigstens in meiner Hand nicht ausreichen. K öl liker5), der an den Kernen aus dem Cerebellurn des Menschen wol bisweilen feine Fädchen bemerkte, be- streitet dennoch die nervöse Natur derselben und sagt an einer Stelle, dass dieselben ^mög- licherweise alle zu zarten Zellen gehören, indem man bei sorgfältiger Untersuchung auch sonst an vielen Zellen eine körnige Umhüllungsmasse erkennt“, und an einer anderen, „dass er nicht abgeneigt sei, die meisten der Körner für Zellen zu halten.“ Ferner äussert sich K öl liker6): „Es will mir Vorkommen, als ob die Körner sammt der sie umgebenden feinkörnigen Grund- substanz nichts als ein indifferentes Stroma nicht nervöser Natur zur Stütze des zarten Nervenplexus, zum Theil auch Ausfüllungsmasse seien.“ Es wurde schon oben bei der Beschreibung des Cerebellurn nach Querschnitten und nach der Untersuchung desselben mit blossem Auge bemerkt , dass in der Markmasse Bündel 1) Hannover, Recherches microscopiques sur 1c Systeme nerveux. Copenhaguc 1844. pag. 17 u. 18. 2) Gerl ach, a. a. O. pag. 6. 3) Hess, de cerebelli gyrorum textura disquisitiones microscopicae. Diss. inaug. Dorpat. Liv. 1858. pag. 33: „Nobis dicendum erit, in centralibus systematis nervosi partibus cellularuni minorum forma« invSniri, quarum aliae nucleo careant, quas posteriores granorum nomine appellamus. “ 4) II e s s, a. a. 0. pag. 33. 5) Kölliker, Gewebelehie pag. 304. 6^ Kölliker, pag. 307. \