Tagesfragen der operativen Gynäkologie : Beobachtungen und Ergebnisse der operativen Thätigkeit in den Jahren 1893-1896 / von Ernst Fraenkel.

Date:
1896
Catalogue details

Licence: Public Domain Mark

Credit: Tagesfragen der operativen Gynäkologie : Beobachtungen und Ergebnisse der operativen Thätigkeit in den Jahren 1893-1896 / von Ernst Fraenkel. Source: Wellcome Collection.

Provider: This material has been provided by the Royal College of Physicians of Edinburgh. The original may be consulted at the Royal College of Physicians of Edinburgh.

    9/140 (page 3)
    brauclisnienge 25—30*0 Grm,; bei stundenlang dauernden Operationen (schweren Myomotomien etc.) kaum je über 50 (Irm. Aether wurde ver- möge der Beschaffenheit der verwandten Masken etwas mehr ge- braucht, jedoch auch stets bedeutend weniger, als ohne vorausge- schickte Morphium-Atropininjection. Das Excitationsstadium ist meist kaum angedeutet; das besonders bei Cöliotomien nach Eröffnung der Bauchhöhle störende Pressen und Hervordrängen der Därme höchst selten und ebenso gehört Erbrechen während und nach der Operation zu den Ausnahmen, trotzdem wir vor Bauchoperationen 1 — 2 Tage lang (nach Entleerung des Darmes durch Purgantien), wie Hegar, Fritsch u. A., dreimal täglich Wismuth mit Morphium reichen, welch ersteres ja bekanntlich die Entstehung von Uebelkeiten und Brech- bewegungen eher begünstigen soll. Aber trotzdem konnten wir bei der combinirten Narkose diese störenden Zwischenfälle nicht con- statiren und sahen deshalb von der präliminaren Wismuth-Morphium- Verabreichung, durch w^elche der Darm weniger voluminös und auf- gebläht wird, vor Bauchschnitten nicht ab. Schwere Störungen der Athmung traten bei der stets sehr langsamen, tropfenweisen und sparsamen Dosirung des Anästheticums gleichfalls nur sehr selten ein; es genügt der Esmarch'sehe Handgriff, um tiefe Inspirationen auszulösen, und es ist ausserdem bei der für unsere Cöliotomien jetzt fast ausnahmslos adoptirten Beckenhochlagerung nur darauf zu achten, dass keine Abknickung des Kehlkopfes zur Luftröhre durch die gewöhnlich etwas elevirte Lage des Kopfes zustande ^ kommt. Selbst nach länger dauernden Narkosen sind Puls und Athmung der Patientinnen gewöhnlich so gut. und diese bieten derart den Anblick einer ruhig Schlafenden, dass sie durch künstliche, gewaltsame Mittel durchaus nicht aus der Narkose erweckt zu werden brauchen. Es fällt bei spontanem, allmäligem Erwachen meist auch der quälende Chloro- formkatzenjammer weg, der übrigens, wenn vorhanden, am besten durch ein absolut negatives Verhalten bekämpft wird, d. h. durch Weglassung aller üblichen Mittel (Eispillenschlucken, Eissodawasser- Grurgelungen, Weinessig-Einathniungen) gegen Nausea und Erbrechen am ersten Operationstage. Die Operirten bekommen per os am 1. Tage absolut nichts; sind Excitantien nöthig, so werden dieselben subcutan oder per rectum applicirt. Seit dem Jahre 1893 habe ich auch mit combinirten Aether- narkosen begonnen und dieselben für einzelne Fälle sehr nützlich, ja unentbehrlich gefunden. So hätte ich nicht gewagt, die Patientin ComUnirte (Tab. Divers. Oper. Nr. 5) mit Inversio uteri, die eine schwere, ziem- narlZe. lieh frische und schlecht compensirte Mitralisinsufficienz hatte und ausserdem hochgradigst anämisch war, dreimal in verhältnissmässig kurzen Zwischenräumen tief und langdauernd mit Chloroform zu anästhesiren; die beiden ersten Narkosen waren zum Zwecke von Repositionsversuchen, die dritte für die Abtragung des sich als nicht reponibel erweisenden, invertirten Uterus nöthig. Gerade bei der letzteren Operation beobachtet man nicht selten Shock-Erscheinungen; hier aber ging Alles in combinirter Aethernarkose ohne störenden Zwischenfall vorüber, und so waren es neben diesem eclatanten Fall noch zahlreiche andere, besonders von Anämie, Herzverfettung und beginnender brauner Herzatrophie, die den Nutzen dieser Art der 1*