Vergleichende Physiologie wirbelloser Tiere / von H. Jordan.

Jordan, Herman.

Date:: 1913-

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Credit: Vergleichende Physiologie wirbelloser Tiere / von H. Jordan. Source: Wellcome Collection.

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weil die Gesichtspunkte der vergleichenden Anatomie andere sind, als diejenigen der vergleichenden Physiologie. Daher mußten die anato- mischen A erhältnisse der behandelten Organe gründliche Bearbeitung erfahren. Es mußte dies um so mehr geschehen, als in letzter Linie die Form und die an ihr sich abspielende Funktion in viel höherem Maße, eine Einheit bildend, Zusammenhängen, als die Trennung beider zu ge- sonderten Lehrfächern glauben machen könnte. Es gilt dies zumal für die physiologisch-anatomischen Verhältnisse, deren Kenntnis wesent- lich zum Verständnis der Lebensvorgänge beiträgt. Das wird am deutlichsten, wenn man die Beschreibung dieser Lebensvorgänge ver- gleicht mit der Darstellung der Funktion einer Maschine: auch hierbei pflegt man ja Form und Leistung nicht voneinander zu trennen. Viele Einzelheiten solcher anatomischer Beschreibung wurden daher in diesem Buche als Bestandteile des Hauptlehrstoffes betrachtet, und unmittel- bar der Originalliteratur entnommen. Auf die Art der Verarbeitung von Anatomie und Physiologie miteinander kommen wir noch zu sprechen. Ich habe nun darzulegen, wie weitgehend der Stoff in diesem Buche erschöpft worden ist. Eine verhältnismäßig junge AVissenschaft, wie die vergleichende Physiologie, schließt die kurze, apodiktische Vortragsform des „Lehr- buches“, im alten Sinne des Wortes, aus. Unsere Wissenschaft kennt im Ganzen wenige, durchaus feststehende Tatsachen; viele Lehrsätze sind umstritten: Die Meinungen müssen an der Hand der Ausführungen ihrer Verfechter, mitsamt der Argumente dargestellt werden. Von einem fertigen Gebäude ist es leicht, einen Grundriß zu ent- werfen. Hier aber haben wir ein unfertiges Bauwerk: Die große Linien- führung, hier und da durch einen Stein angedeutet, vermögen wir noch nicht hinreichend zu überblicken. Oftmals können wir noch nicht sagen: dieser Stein wird ein Eckstein werden, jener wird hingegen die architek- tonische Linie wenig beeinflussen. AA^ollen wir also etwas Ganzes geben, so müssen wir jeden Baustein, der es nur einigermaßen wert zu sein scheint, zur Darstellung bringen. Jede irgendwie erhältliche Publikation auf unserem Gebiete mußte gelesen, und das darin enthaltene Material, soweit brauch- bar, sorgfältig verarbeitet werden. Kurz, ich habe mich bemüht, so vollständig alles zu bringen, als die zu Gebote stehenden bibliographischen und bibliothekarischen Hilfsmittel mir das erlaubten. Ich bin mir be- wußt, daß bei bestem Willen Lücken nicht zu vermeiden waren. Um einen übermäßigen Umfang des Buches zu vermeiden, wurde vornehmlich die Darstellung gekürzt und manche Einzelheiten und Streit- fragen nur mehr in Form einer Fußnote angedeutet (siehe vor allem den Abschnitt Insekten des vorliegenden Bandes). Bezüglich der Art, den Stoff zu verarbeiten, stellte ich mir folgende Aufgaben: Ein jeweils in sich geschlossenes, einheit- liches Bild von jedem A^organg sollte entworfen werden, soweit seine Erforschung dies zuließ. Hierzu war es auch nötig, die anatomischen Angaben nicht als eine Art Einleitung zu den physio- logischen Gruppen zu behandeln. AATe in der Natur jede Erscheinung nur am morphologischen Substrat denkbar ist, so kann im AVorte der Vorgang nur im engsten Zusammenhang mit der Form wirklich ver- standen werden. Nicht selten zwang die angestrebte Einheitlichkeit dazu, Tatsachen zu wiederholen, die schon in anderem Zusammenhang angeführt worden waren.