Volume 1

Lehrbuch der speciellen Pathologie und Therapie mit besonderer Rücksicht auf Physiologie und pathologische Anatomie.

  • Niemeyer, Felix von, 1820-1871.
Date:
1868
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Credit: Lehrbuch der speciellen Pathologie und Therapie mit besonderer Rücksicht auf Physiologie und pathologische Anatomie. Source: Wellcome Collection.

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    sie zu leiden wähnen, oder dessen Entwickelung sie fürchten. Nur in seltenen Fällen klagen die Kranken selbständig über brennen- den oder stechenden Schmerz im Kehlkopf; ebenso pflegt derselbe o-eo-en Druck nur wenig empfindlich zu sein, selbst wenn man ihn ge^en die Wirbelsäule drückt. Das Gefühl von Crepitation, welches man bei dieser Manipulation empfindet, kommt auch bei einem Druck auf den Kehlkopf gesunder Menschen vor und ist ohne dia- gnostische Bedeutung. Endlich ist der Auswurf, wenn nicht Knor- pelstücke ausgeworfen werden, ohne Werth für die Diagnose, da nur ein kleiner Theil des Secretes aus dem Larynx stammt. Die Kurzathmigkeit, das hektische Fieber, die Nachtschweisse, die Ab- magerung gehören gleichfalls zum grossen Theil der gleichzeitigen Lungentuberculose an. Nur in einem Falle ha.be ich bei Kehlkopf- tuberculose ausser den beschriebenen Symptomen die Erscheinungen einer hochgradigen, allmählich wachsenden Laryngostenose beobach- tet. Der Kranke starb, einige Wochen, nachdem er durch die Tracheotomie wesentlich erleichtert worden war. Bei der Ob- duction fand sich im Kehlkopf neben tuberculösen Geschwüren als die Ursache der chronischen Verengerung die früher be- schriebene Verdickung und Induration des submucösen Gewebes (siehe S. 4). Fast immer ergibt eine Untersuchung des Pharynx, dass ein chronischer Katarrh in demselben vorhanden ist; man findet dort die Gefässe varicös und sieht kleine, gelbe Bläschen, Phlyktaenen, oder kleine, flache, rundliche Erosionen; die Kranken räuspern viel, das Schlingen ist erschwert. Oft ist es endlich den Kranken nicht möglich, flüssige Sachen zu gemessen, ohne sich zu verschlucken, während feste Speisen leichter hinunter gelangen. In diesen Fällen ist der Verschluss der Glottis ein unvollkommener. Alle genannten Symptome gestatten keineswegs die Diagnose auf eine Tuberculose des Kehlkopfs, so lange es nicht gelingt, die gleichzeitige Erkrankung der Lunge nachzuweisen; sie können sämmtlich durch anderweitige Degenerationen des Kehlkopfs hervor- gerufen werden. Man ist daher ganz im Rechte, wenn man bei jeder chronischen Affection des Larynx sofort eine genaue phy- sikalische Untersuchung der Brust vornimmt und nicht eher seine Diagnose stellt, als bis man die Ergebnisse der Percussion und Auscultation für dieselbe verwerthen kann. Die subjectiven Er- scheinungen lassen oft im Stich, da sie durch die Kehlkopfsymptome, wie wir erwähnten, verdunkelt sind} nur das hektische Fieber und die Abmagerung können auch ohne den physikalischen Nach- weis der Lungentuberculose die Diagnose fast sicher stellen. Bei der laryngoskopischen Untersuchung kann man sich die tubercu- lösen Geschwüre am Kehldeckel und an den Giessbeckenknorpeln leicht zur Anschauung bringen. Von den Geschwüren an der hin- teren Wand des Kehlkopfs, oberhalb des M. transversus, kann man in der Regel wenigstens den oberen Rand als einen mit einzelnen