Volume 1

Lehrbuch der speciellen Pathologie und Therapie mit besonderer Rücksicht auf Physiologie und pathologische Anatomie.

  • Niemeyer, Felix von, 1820-1871.
Date:
1868
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Credit: Lehrbuch der speciellen Pathologie und Therapie mit besonderer Rücksicht auf Physiologie und pathologische Anatomie. Source: Wellcome Collection.

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    grösseres Keclit als das physiologische Raisonnement (siehe Be- handlung der Pneumonie). Die Einseitigkeit der Hydropathen von Fach, welche sich nur schwer entschliessen können, die ört- liche Anwendung der Kälte oberhalb entzündeter Organe ohne gleichzeitig anderweitige hydropathische Prozeduren vorzunehmen hat eher geschadet als genützt. Wir haben bereits das Touchiren der Rachenschleimhaut mit Argentum nitricum als ein directes Antiphlogisticum empfohlen und können den Versuch, eine Höllensteinlösung auch auf die entzündete Schleimhaut des Kehlkopfs zu appli- ciren, wie sie in Frankreich vielfach geübt, bei uns noch viel zu selten angewandt wird, aus eigener Erfahrung nicht dringend genug empfehlen. Bretonneau, von welchem diese örtliche Behand- lung des Croup herstammt, bedient sich eines gekrümmten Fisch- beinstäbchens, an dessen unterem Ende ein Schwämmchen befestigt ist. Dieses taucht man in eine concentrirte Lösung von Plöllenstein (3ß auf 3ij), drückt die Zunge des Kindes nieder und versucht mit dem Schwamm auf den Eingang der Glottis zu gelangen; hier wird der Schwamm durch die sofort eintretenden Muskelcontrac- tionen ausgedrückt, wodurch gewiss ein, wenn auch kleiner Theil der Flüssigkeit in den Larynx gelangt. Ob dasKaloinel in der That eine antiphlogistische oder gar eine specifische Einwirkung auf den Croup hat, ist zwar proble- matisch, doch kann ich nicht in Abrede stellen, dass der günsti- gen Wirkung dieses Mittels bei der Behandlung der Bräune sehr gewichtige Autoritäten zur Seite stehen, und dass ich dasselbe zu \ — 4 Gran zweistündlich gereicht in den meisten Fällen von Croup in Anwendung bringe, während mich meine Erfahrung die übliche Anwendung kleiner Dosen von Tartarus stibiatus (gr. j auf 3j Was- ser, 2stündl. einen Theelöffel voll) und Cuprum sulphuricum (gr. ij auf §ij Wasser, \ — 2stündl. einen Theelöffel voll) scheuen lässt. Das Kalium sulphuratum (K Kalii sulphurati 3ß — 9j, Aq. dest., Syr. simpl. ana üj. D. S. 2stündl. einen Theelöffel voll) hat trotz der dringenden Empfehlungen desselben, welche zum Theil von ausgezeichneten Kinderärzten, wie Riiliet und Barthez, ausgingen, niemals eine verbreitete Anwendung gefunden und ist neuerdings fast ganz in Vergessenheit gerathen. Die Empfehlung des Natron bicarbonicum in grossen Dosen stützt sich augenscheinlich nicht auf wirklich beobachtete Erfolge, sondern allein auf theoretische Raisonnements, und ver- dient deshalb kein Vertrauen. Man gab dieses Mittel in der Idee, durch dasselbe die Pseudomembranen aufzulösen und die Gerin- nung neuer Exsudate zu verhüten, oder die kranke Blutbeschal- fenheit zu verbessern. Das Kali chloricum, welches bei der epidemischen Diphthe- ritis der Rachengebilde und bei dem diese Krankheit häufig com- plicirenden secundären Croup des Kehlkopfs eines der beliebtesten