Volume 1

Lehrbuch der speciellen Pathologie und Therapie mit besonderer Rücksicht auf Physiologie und pathologische Anatomie.

  • Niemeyer, Felix von, 1820-1871.
Date:
1868
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Credit: Lehrbuch der speciellen Pathologie und Therapie mit besonderer Rücksicht auf Physiologie und pathologische Anatomie. Source: Wellcome Collection.

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    tura Pimpinellae mag man anwenden, darf sich aber nicht zu viel davon versprechen. Zum Getränk gibt man am Besten Selterser Wasser allem oder mit gleichen Theilen heisser Milch gemischt. Roh empirisch haben fette Sachen einen schädlichen, scharf o-e- salzene einen günstigen Einfluss auf den acuten Kehlkopfkatarrh. Ein ungewässerter Häring ist ein bekanntes Yolksmittel und be- wirkt vielleicht eine eben so kräftige Derivation auf die Pharyn- gealschleimhaut, als der Sinapismus auf die äussere Haut des Halses. Gegen den chronischen Kehlkopfkatarrh standen früher die PlvmmeP sehen Pulver (Kalomel mit Sulfur aurat.), in Verbindung mit Belladonna oder Hyoscyamus, in dem Rufe specifischer Wirksamkeit. Letztere Zusätze können von Nutzen sein, indem sie die Husten- paroxysmen mässigen. Ob sie wirksamer sind als die Opiate, ist zweifelhaft. Der Sulfur aurat. ist überflüssig, das Kalomel bei der katarrhalischen Entzündung verwerflich. Statt leichter Hautreize, Sinapismen etc. wendet man beim chronischen Kehlkopfkatarrh stär- kere Derivantien an. Das üblichste ist das Crotonöl (für sich allein oder in Verbindung mit 5 Theilen Ol. Terebinthinae), welches man mehrere Male des Tages in die Haut oberhalb des Kehlkopfs ein- reibt, bis Bläschen und Pusteln entstehen. Einen unverkennbar günstigen Einfluss auf den Verlauf des chronischen Kehlkopfkatarrhs hat in vielen, leider noch nicht scharf zu begrenzenden und von anderen zu trennenden Fällen der Gebrauch der alkalisch-muriatischen Säuerlinge. Am Vorteilhaf- testen ist es, wenn man die Kranken behufs der Cur etwa nach Ems, nach Obersalzbrunn, nach Gleichenberg schickt, und nur, wo es die Verhältnisse nicht gestatten, lasse man am Wohnorte selbst Selterser Wasser oder eines der genannten Mineralwässer „curmässig“ ge- brauchen. Den Emser Kesselbrunnen und das Emser Krähnchen kann man, da sie eine Temperatur von 37 resp. 23,6° R. haben, an Ort und Stelle ohne Zusatz von warmer Milch oder warmen Molken trinken lassen. Den Obersalzbrunnen, das Selterser Wasser, die ver- sandten Emser Brunnen mischt man dagegen zweckmässig, um sie zu erwärmen, mit gleichen Theilen heisser Milch. Dass der weit mehr gebräuchliche Zusatz von Molken wesentliche Vorzüge vor dem Zu- satz von Milch habe, ist mindestens zweifelhaft. Die „ gut bereiteten Molken“, an renommirten Curplätzen meist von einem Schweizer, wo möglich einem Appenzeller in seiner Nationaltracht verabreicht, weiche in den Zeitungen und Badeblättern vielfach angepriesen werden, und auf die man sich an manchen Stellen mehr zu Gute thut, als auf die Quellen selbst, sind eben Milch minus Käse und können schwerlich mehr leisten als die Milch, aus welcher der Käse nicht ausgeschieden ist. Nur in den keineswegs häufigen Fällen, in welchen die Milch von dem Kranken nicht vertragen wird, während die Molken gut oder besser vertragen werden, lasse ich letztere statt der Milch dem Mineralwasser hinzusetzen.