Volume 1

Lehrbuch der speciellen Pathologie und Therapie mit besonderer Rücksicht auf Physiologie und pathologische Anatomie.

  • Niemeyer, Felix von, 1820-1871.
Date:
1868
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Credit: Lehrbuch der speciellen Pathologie und Therapie mit besonderer Rücksicht auf Physiologie und pathologische Anatomie. Source: Wellcome Collection.

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    einfachen acuten Laryngealkatarrh nur ausnahmsweise. Dyspnoe zu Stande. Die Glottis derselben, namentlich das hintere Drittel, die Pars respiratoria Longets, welches, von der Basis der Giessbeckenknorpel begrenzt, einen ziemlich geräumigen, dreieckigen Kaum bildet, wird durch die Schwellung der Schleimhaut allein nicht unzugänglich für den Eintritt der Luft. Aber auch bei Kindern entsteht durch ein- fachen Laryngealkatarrh nur selten eine anhaltende Dyspnoe. Ob- gleich bei ihnen die Glottis enger ist und in ihrer ganzen Ausdehnung einen schmalen Spalt bildet, werden durch die ungestörte Action der Musculi crico-arytaenoidei postici, welche bei jeder Inspiration thätig sind, die geschwellten Stimmbänder meist hinlänglich von einander entfernt, um der eintretenden Luft kein Hinderniss entgegenzusetzen. Ein Blick in den Kehlkopfspiegel genügt, um sich zu überzeugen, dass bei normaler Thätigkeit der Glottismuskeln die Stimmritze während der Inspiration so weit klafft, dass eine mässige Schwellung der Schleimhaut den Eintritt der Luft nicht wesentlich erschweren und dyspnotische Erscheinungen hervorbringen kann. In einzelnen sicher constatirten Fällen von intensiver katarrhalischer Laryngitis war indessen die Schleimhaut der wahren Stimmbänder oder die der falschen, welche sich ja nicht durch Muskelaction von einander ent- fernen lassen, so beträchtlich geschwellt, dass die Kranken in Er- stickungsgefahr geriethen. Gar nicht selten beobachtet man, dass Kinder, welche während des Tages gehustet haben und heiser gewesen sind, ohne sich krank zu fühlen, in der Nacht plötzlich mit grosser Athemnoth erwachen. Die Inspiration ist mühsam, langgezogen; die geängstigten Kinder werfen sich im Bett umher oder springen auf, fassen ängstlich nach dem Halse; der Husten ist heiser und bellend. Diese Anfälle, welche vielfach mit Croup verwechselt oder als Pseudocroup beschrieben werden, pflegen nach wenig Stunden, oft noch früher, spurlos zu verschwinden. Sie sind es, welchen die warme Milch, die heissen, auf den Hals gelegten Schwämme, die „ rechtzeitig angewandten Brechmittel“ den Ruf verdanken, Panaceen gegen den Croup zu sein und denselben, zur rechten Zeit gegeben, sicher zu coupiren. Man könnte annehmen, dass diese Zufälle durch eine ungewöhnlich ge- steigerte, aber vorübergehende Schwellung der Schleimhaut und Ver- engerung der Glottis, welche nicht durch die Muskelaction auszu- gleichen wäre, zu Stande käme, ähnlich wie wir beim Schnupfen oft plötzlichen absoluten Verschluss der einen oder anderen Nasen- hälfte beobachten, oder man könnte glauben, dass sich zu der Rei- zung der Schleimhaut eine krampfhafte Verschliessung der Glot- tis, wie wir sie selbständig als Laryngismus stridulus beschreiben werden, hier als Reflexerscheinung hinzugeselle. Aber eine andere Erklärung ist wahrscheinlicher: jene Anfälle treten fast nur im Schlaf auf, gehen vorüber, wenn das Kind eine Zeit lang gewacht, geschrieen, gehustet, gebrochen hat, treten von Neuem ein, wenn das Kind von Neuem in tiefen Schlaf verfällt. Hiernach ist es am