Die Hygiene der Juden : im Anschluss an die Internationale Hygiene-Ausstellung Dresden, 1911 / herausgegeben von dr. Max Grunwald.

  • Grunwald, Max, 1871-1953.
Date:
1911
Catalogue details

Licence: In copyright

Credit: Die Hygiene der Juden : im Anschluss an die Internationale Hygiene-Ausstellung Dresden, 1911 / herausgegeben von dr. Max Grunwald. Source: Wellcome Collection.

    17/406 (page 5)
    Pflichten heißt es 5. Mose 24,8: „Sei achtsam beim Zara'ath . . . Gedenke, was Gott an Mirjam getan auf dem Wege, da ihr aus Aegypten zöget!“ Ein Hinweis auf dieErzählung 4. Mose 12,11, wie Mirjam, weil sie ,,gegen Mose geredet“, mit Zara‘ath gestraft wird. Der Talmud bezeichnet den Zara'ath geradezu als Sühne für das Vergehen der üblen Nachrede und gebraucht das Wortspiel Mezora (an Zara'ath erkrankt) — Mozl-ra (Uebles verbreitend) [Arakhiu 15b]. Durch rationelle Einwirkung auf das Gemüts- und das leibliche Leben zugleich wird darum der Krankheit begegnet. Die Symbolik der Behandlung mag im einzelnen hygienisch zu erklären sein oder nicht, jedenfalls hat sie nichts aus der „Dreckapotheke“, nichts von dem Zauberkram an sieh, mit denen gelegentlich die Medizin des Altertums arbeitet. Daß die bygieiiischen Maßnahmen der mosaischen Zeit uns nicht als solche deklariert, sondern als religiöse, kultische Verordnungen entgegentreten, kann nicht auffallen'). .,Gott ist dein Arzt^)“, seine Gebote Heilmittel, Mittel, das Leben zu erhalten. Der Segen Gottes besteht in Gesundheit des Leibes und der Seele, der Fluch im Siechtum^). Diese Auffassung durchzieht die ganze Moseslehre. Die Bezeichnungen rein und unrein gelten gewiß zunächst nur in kultischem Sinne. Doch schließt dieser in Israel ganz von selbst, wie im spä- teren jüdischen Sprachgebrauch die Noten „koscher“ und ,,trefa.“ das psychische ebenso wie das physische (Moment mit ein. Wer auf ii'gendeine der in der Bibel näher bezeichneteu Weisen tarne (unrein) geworden war, wurde Lahor (rein) durch gewisse Zeremonien, zu denen immer auch das Baden gehörte. Da mau ferner durch Berührung von gewissem Ungeziefer, Kadavern u. a. tarne wurde, lag es nahe, diese so rasch als möglich zu ent- fernen. Ebenso war die kultiscbe Absonderung der (Menstruierenden und der Wöchnerin ohne Frage von sanitärer Wirkung. Im ganzen und großen wurde hier systematisch zur Reinlichkeit erzogen. Nicht darauf kommt es an, ob etwas als Hy giene gelehrt und aus- drücklich bezeichnet wird; sondern daß eine hygienische Wir- kung erzielt wird, daß sich eine Weisung in der Folge prak- ') Zailoc Kahn betont: „Jaiuais la loi de Mo'ise nündii^ue comuie motif des prohibitions un intdret d’hygiene. mais pureujent un intdret de saintetd. de purete et ä ce titre eile ne sü'mpose qu’aux sectateurs de Moi'se. (Rochard, Emc}-cI. d'Hygiene, Paris 1897. VllI p. 148:. -) Exod. 15, 26: „Wenn du auf die Stimme des Herrn deines Gottes hörst und, was recht in seinen Augen, tust und neigst dein Ohr seinen Geboten und beobachtest alle seine Satzungen: keine der Krankheiten, die ich auf Aegypten gelegt, werde ich auf dich legen; denn ich der Herr, bin dein Arzt“. Deut. 30,19: Das Leben und den Tod habe ich dir vorgelegt, den Segen und den Fluch, vgl. das Kap. 28 und Lev. Kap. 26.