Lehrbuch der Arzneimittellehre / von Rudolf Buchheim.

  • Buchheim, Rudolf, 1820-1879.
Date:
1878
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Credit: Lehrbuch der Arzneimittellehre / von Rudolf Buchheim. Source: Wellcome Collection.

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    der Arzneimittel nicht diesen allein zuschreiben, wir müssen sie vielmehr als das Resultat der Eigenschaften der Arzneimittel und des Organismus- ansehen. Die Eigenschaften, durch welche die Wirkung eines Arznei- mittels bedingt wird, müssen also demselben an und für sich, auch ausser- halb des Organismus zukommen. Diese Eigenschaften können aber nur entweder mechanische oder chemische sein, da man den Arzneimitteln als unbelebten Körpern keine anderen Eigenschaften zuschreibt. Der Sprachgebrauch bezeichnet aber die vorzugsweise durch ihre chemischen Eigenschaften wirkenden Stoffe als Arzneimittel, nur einzelne von ihnen haben eine vorzugsweise oder ausschliesslich mechanische Einwirkung. So wird z. B. in einigen Gegenden Russlands die Spon^illa lacustris Link als ein hautröthendes Mittel gebraucht. Diese Wirkung wird dadurch bedingt, dass die Spongilla eine sehr grosse Menge von Kieselsäurenadeln {Spicidae) enthält, welche an Zahl und Grösse die der Spongia-Arten sehr bedeutend übertreffen und nicht wie bei den letzteren, in eine elastische, hornartige Materie eingebettet sind. Diese bohren sich beim Einreiben des gröblichen Piüvers, dem man gewöhnlich etwas Oel oder Branntwein zusetzt, in die Haut ein und rufen je nach ihrer Zahl einen höheren oder geringeren Grad von Hautentzündung hervor. Unter dem Namen Paleae Cibotii (Penghawar, Penawar Djambi) kommen die seiden- glänzenden Spreuhaare der Wedelbasen mehrerer auf Java und Sumatra wachsender baumartiger Earne, z. B. Cibotium Baromez, Alsophila lurida BL. u. s. w., im Handel vor. Dieselben werden bei äusserlichen Blutungen als blutstillendes Mittel gebraucht, indem sie mit Blut oder anderen al- kalischen Flüssigkeiten in Berührung gebracht stark aufquellen und da- durch die blutende Oeffnung verstopfen. Häufiger benutzt man zu dem- selben Zwecke den Feuerschwamm oder Zunder (Boletus igniarius). — Die trockenen Stengel von Laminaria Cloustoni Edmonston und Lam. digitata Lamouroux besitzen die Eigenschaft, in Wasser gelegt, stark aufzuquellen, und werden daher, zu Sonden und Bougies verarbeitet, zur Erweiterung von Canälen und Oeffnungen benutzt. Für manche Fälle hat man der Radix gentianae, welche in Wasser ebenfalls stark aufquillt, den Vorzug gegeben. Bei sehr engen Oeffnungen bedient man sich auch wohl der Darmsaiten, bei weiteren des Wachsschwamms (Spoiigia cerata) oder Pressschwamms (Spongia compressa). Ausser den genannten Dro- guen, welche nur deshalb zu den Arzneimitteln gezählt werden, weil man sie wie diese aus der Apotheke bezieht, wenden wir häufig klebrige, schleimige oder fettige Stoffe an, um einzelne Körpertheile mit ihnen zu bedecken und so vor der Einwirkung äusserer Agentien zu schützen. Die bei Weitem grösste Anzahl der Arzneimittel wirkt aber vor- zugsweise durch ihre chemischen Eigenschaften, die wir freilich in den allerwenigsten Fällen auch nur einigermassen genau kennen. Der thie- rische Organismus besteht aus einer Anzahl von Materien, die als solche gewisse chemische Eigenschaften haben und daher auch geeignet sind, sich bei bestimmten chemischen Processen zu betheihgen. Je allgemeiner und je grösser nun die Verwandtschaft ist, welche ein chemisches Agens zu den Bestandtheilen des Organismus hat, desto früher und desto näher an der Apphcationsstelle wird auch die Wirkung desselben eintreten.