Lehrbuch der Arzneimittellehre / von Rudolf Buchheim.

  • Buchheim, Rudolf, 1820-1879.
Date:
1878
Catalogue details

Licence: Public Domain Mark

Credit: Lehrbuch der Arzneimittellehre / von Rudolf Buchheim. Source: Wellcome Collection.

Provider: This material has been provided by the Francis A. Countway Library of Medicine, through the Medical Heritage Library. The original may be consulted at the Francis A. Countway Library of Medicine, Harvard Medical School.

    28/646 (page 6)
    Hypothese beliebig oft wiederholt, dadurch der Wertli derselben nicht geändert wird. So kam es, dass die „Erfahrungen der einzelnen Aerzte oft miteinander in Widerspruch standen und dass noch heute Aerzte und Laien ihre zum Theil selbst widersinnigen Theorien durch die „Erfahrung am Krankenbette beweisen zu können glauben. Wollen wir die Richtigkeit der Annahme nachweisen, dass ein Arznei- mittel in einem gegebenen Krankheitsfalle nützlich geworden sei, so dürfen wir uns nicht auf die Wiederholung einer und derselben Hypothese beschränken, wir müssen vielmehr anderweitige Gründe aufsuchen, um dieselbe zu unterstützen. Diese Gründe können nun hergenommen werden von der Natur der Krankheit, indem wir den Beweis liefern, dass die Krankheit ohne Anwendung des fraglichen Arzneimittels einen anderen Verlauf genommen haben würde. Um dies beurtheilen zu können, müssen wir mit der Natur der Krankheit genau bekannt sein. Dies ist jedoch bis jetzt mit sehr wenigen Ausnahmen nicht der Fall, ja die Erforschung der Krankheiten bietet ausserordentlich grosse Schwierigkeiten dar, die wir nicht so bald zu überwinden im Stande sein werden. Die Beweisgründe für die Richtigkeit der von uns aufgestellten Hypothese können aber auch entlehnt werden von der Natur des ange- wendeten Arzneimittels. Damit ein Stoö als Arzneimittel bezeichnet werden dürfe, muss er im Stande sein, gewisse Veränderungen des Or- ganismus hervorzurufen, welche in einem gegebenen Krankheitsfalle nützlich werden können. Je genauer wir nun einerseits die Krankheit, andererseits die durch das Mittel hervorgerufenen Veränderungen des Organismus kennen, desto richtiger kann unser ürtheil darüber ausfallen, ob in einem bestimmten Falle der Gebrauch des fraglichen Mittels nützlich gewesen sei. Damit aber ein Arzneimittel gewisse Veränderungen des Organismus hervorrufen könne, muss es Eigenschaften besitzen, durch welche es dies zu bewirken vermag. Wir werden daher die durch ein Arzneimittel hervorgerufenen Veränderungen nur dann richtig beurtheilen können, wenn wir im Stande sind sie aus den Eigenschaften desselben abzuleiten. Aus dem Gesagten ergiebt sich der Inhalt und Umfang der Arzneimittellehre. Dieselbe ist eine theoretische d. h. erklärende Wissenschaft, und hat die Aufgabe, uns die auf die Arzneimittel bezüg- lichen Kenntnisse darzubieten, durch welche die Richtigkeit unseres Ur- tlieils über ihre Brauchbarkeit am Krankenbette gefördert werden kann. Mirkuiisf der Arziieiuiittel. ■» Wenn wir genötliigt sind, anzunehmen, dass jede Wirkung wenig- stens zwei Ursachen habe, so müssen wir bei der Wirkung der Arznei- mittel die eine oder den einen Tlieil der Ursachen in den Arzneimitteln, den anderen in dem Organismus suchen. Wir dürfen somit die Wirkung