Beiträge zur Kenntniss der Funktion der Atrioventrikular-Klappen des Herzens, der Entstehung der Töne und Geräusche in demselben und deren Deutung / von Victor Julius Nega.

  • Nega, Victor Julius.
Date:
1852
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Credit: Beiträge zur Kenntniss der Funktion der Atrioventrikular-Klappen des Herzens, der Entstehung der Töne und Geräusche in demselben und deren Deutung / von Victor Julius Nega. Source: Wellcome Collection.

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    Bei jeder Systole bemerkte man eine kleine Hebung der Spitze und Wölbung des Herzens im Dickendurchmesser. Ein Herabrücken des Herzens konnte ich dabei nicht wahrnehmen. Nach Eröffnung des Herzbeutels trat die Hebung der Spitze während der Systole deutlicher hervor, dabei verkürzte sich stets der Längen- und Breitendurchmesser, der Dickendurchmesser aber wurde sicht'ich vergrössert. Axendrehung des Herzens nach rechts, so wie Herabrücken desselben konnte ich auch jetzt nicht wahrnehmen. Die Hebung der Spitze so wie das Anschwellen des Dickendurchmessers erreichten am Ende der schnell vor sich gehenden Systole ihren Höhepunkt. Die Diastole der Kammern fand viel langsamer statt als die Systole. Dabei erfolgte die voll- kommene Entleerung der angefüllten Vorhöfe nicht allmälig, sondern wurde, nachdem die Kam- mern theilweise gefüllt erschienen, schnell durch eine plötzlich eintretende Contraction der Vorhofs- wände vollendet. Unmittelbar nach dieser am Ende der Ventrikeldiastole stattfindenden starken Contraction der Vorhöfe, trat die nächste Contraction der Kammern ein, während sich gleichzeitig wieder die Vorhöfe füllten. Die auscultatorischen Phänomene waren vor und nach Eröffnung des Herzbeutels dieselben. Den ersten Herzton hörte ich am stärksten an den Kammern, jedoch schwächer, als vor Ablösung des Brusthens; der zweite Herzton war besonders stark am Anfänge der aorta und art. pulmonal. wahrzunehmen. Was die Zeit anbelangt, so coincidirte die grösste Helligkeit des ersten Tones mit dem Ende der Systole der Kammern und der grössten vordem Wölbung des Herzens, also mit dem Stosse, und war sowohl an der Spitze, wie auch an der Basis der Ventrikel gleich stark. Der zweite Ton coincidirte nicht immer ganz genau mit dem Anfänge der Diastole. Um zu sehen, welchen Einfluss der Blutstrom auf die Erzeugung der Herztöne ausübe, war gleichzeitig auch die Verblutung des Thieres durch Eröffnung einer Vertebralarterie eingeleitet worden. Folge hiervon war, dass der zw eite Herzton früher schwächer wurde, und bald an den Ventrikeln, end- lich auch an der aoria und zuletzt an der art. pulmo//, schwand. Gleichzeitig nahm der erste Herz- ton in den Gefässen an Intensität ab, blieb aber in den Kammern noch eben so deutlich wie vor der Blutung. Als auch dieser so wie der Herzstoss und mit diesem zugleich die Herzcontractionen anfingen schwächer zu werden, liess ich schnell die Vorhöfe öffnen, um das Verhalten der venö- sen Klappen zu beobachten. Man konnte nun deutlich wahrnehmen, wie während der systolischen Bewegungen der Kammern eine Anspannung der Klappensegel nach abwärts gegen die Spitze zu stattfand. Ich schnitt das Herz heraus und liess einen grossen magneto-electrischen Apparat auf die Muskelfasern der Vorhöfe einwirken, so zwar, dass ein Conductor die innere Schnittfläche der Vorkammer, der andere die Vorkammerfläche des Klappensegels berührte. In kurzer Zeit trat Con- traclion in den Vorkammermuskeln ein und pflanzte sich langsam bis in das Segel der Klappe fort, so dass deutlich eine geringe Anspannung desselben nach dem Vorhofe zu wahrgenommen werden konnte. Dieses Experiment wiederholte ich an beiden Vorhöfen mehrere Male und beobachtete namentlich am rechten deutliche Contractionen. Die Zerstörung der venösen Klappen nach Eröff- nung der Vorhöfe nahm ich deswegen nicht vor, weil es mir wichtiger schien, das Verhalten der Klappen während der Systole zu beobachten. 9 *