Über die Dissociation des Sauerstoffhämoglobins im lebenden Organismus / von Albert Schmidt.

Date:
1876
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Credit: Über die Dissociation des Sauerstoffhämoglobins im lebenden Organismus / von Albert Schmidt. Source: Wellcome Collection.

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    stattfindet. Vielleicht handelt es sich hier um eine Massen- wirkung, da das fötale Placentarblut (das Blut der Nabelar- terien) grosse Mengen sauerstolffreien Hämoglobins enthalten muss. Jedenfalls kann nicht mehr bezweifelt werden, dass der Sauerstoffverhrauch in dem sich entwickelnden Organismus ein sehr lebhafter ist. Denn dieses wird bewiesen durch die Gre- schwindigkeit, mit der der Sauerstoff aus dem Blute des Fötus verschwindet, und das schnelle Eintreten von Athembewegungen auch unreifer Früchte bei Unterbrechung des Placentarkreis- laufes. Um so wichtiger ist dieses Factum, als die Nahrung des ungeborenen Säugethieres — mag es noch so viel Frucht- wasser verschlucken — fast ausschliesslich aus dem Blute (und der Lymphe?) der Mutter stammt. Da es nun nicht angeht, dass dasselbe Blut, welches dem Fötus Sauerstoff zuführt, zu- gleich die oxydabeln Stoffe zuführe, welche eben jenen Sauer- stoff festbinden, so müssen diese letzteren im Fötus während der Entwickelung entstehen, d. h. während des Wachsthums und der numerischen Vermehrung der morphotischen Grewebs- elemente. Denn wollte man annehmen, dass sie intravasal im fötalen Blute sich bildeten, so würde nicht einzusehen sein, wie überhaupt in den fötalen Glefässen der Placenta es zur Bildung von Sauerstoffhämoglobin kommen könnte. Es müsste vielmehr der Sauerstoff aus den mütterlichen Capillaren in dem Blute der kindlichen Gapillaren sogleich festgebunden werden, was thatsächlich nicht der Fall ist, da es sich noch im Hei'zen des Fötus an Hämoglobin, also locker, gebunden vorfindet. Wenn aber der Sauerstoff im fötalen Organismus überwiegend extra- vasal von leicht oxydabeln Körpern in den Greweben festge- bunden wird, was in der That höchst wahrscheinlich gemacht werden kann, so müssen jene Stoffe, weil der apnoische, schla- fende, fötale Organismus nur eine minimale Arbeit verrichtet, nur sehr geringe Ausgaben hat, nothwendig zumeist durch den Wachsthumsprocess (hierin die Vermehrung der ,Zellen‘ mit- begriffen) entstehen, also: der Sauerstoffverbrauch des Fötus ist hauptsächlich auf sein Wachsen zurückzuführen. Demnach wird überhaupt ein sich entwickelnder Körper, ein wachsendes Gle- webe mehr Sauerstoff verbrauchen, d. h. durch seine leicht oxydabeln Bestandtheile festbinden, als ein ausgewachsenes, alles übrige gleich gesetzt. Da ferner das ausgewachsene Säugethier keine andere Be- zugsquelle für die Beschaffung des zum AVachsthum, d. li. zur (107)