Die Mneme : als erhaltendes Prinzip im Wechsel des organischen Geschehens / von Richard Semon.

  • Semon, Richard Wolfgang, 1859-1918.
Date:
1908
Catalogue details

Licence: In copyright

Credit: Die Mneme : als erhaltendes Prinzip im Wechsel des organischen Geschehens / von Richard Semon. Source: Wellcome Collection.

    29/418 (page 7)
    Gewichte, also ein Aufhören des Reizes und ein Verschwinden der Erregung und der sie manifestierenden Reaktion. Gegen die Definition des Reizes als einer Veränderung der energetischen Situation läßt sich zunächst einwenden, daß sie bei ihrer praktischen Anwendung zu Konsequenzen fuhrt, die dem allgemeinen und dem bisher von Physiologen ge- übten Sprachgebrauch erheblichen Zwang antun würden. Das wäre zu ertragen, wenn sie sonst Vorteile böte. Darüber ließe sich immerhin streiten. Außerhalb jeder Diskussion steht aber die Verpflichtung, eine einmal formu- lierte Definition konsequent durchzuführen. Wenn ich als Reiz nicht die energetische Einwirkung selbst, sondern die Veränderung einer solchen Einwirkung auffasse, so folgt daraus mit zwingender Notwendigkeit, daß der Reiz selbst, unter gewöhnlichen Umständen, keine in Betracht kommende Dauer haben kann, da er ja eine Veränderung ist, die sich gewöhnlich in einem verhältnismäßig sehr kurzen Zeitraum, meist in einem Zeitinfinitesimal, vollzieht. Eigentliche Dauer hat nur der durch ihn im Organismus geschaffene neue Zu- stand, und zwar ist diese Dauer gleich der Andauer der neuen energetischen Situation, durch die er ausgelöst wurde. Nun ist es aber offenbar, und könnte von mir leicht durch zahlreiche Zitate belegt werden, daß die Autoren, die den Reiz als Veränderung definieren, dann, wenn sie von der Dauer des Reizes sprechen, darunter nicht etwa die Zeit verstehen, in der sich die Veränderung vollzieht, was sie konsequenterweise tun müßten, sondern die Zeit, während der der neue, nach Vollzug der Veränderung eingetretene Zu- stand der energetischen Situation andauert. Es hat sich mir bei Durcharbeitung der in diesem Buche zu behandelnden Fragen die unbedingte Notwendigkeit er-