Statistische Untersuchungen über Geisteskrankheiten : nach den Ergebnissen der ersten fünfundzwanzig Jahre der Kreis-Irrenanstalt zu Erlangen / unter Mitwirkung von deren Hülfsärzten herausgegeben von F.W. Hagen.

  • Hagen, Friedrich Wilhelm, 1814-1888.
Date:
1876
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Credit: Statistische Untersuchungen über Geisteskrankheiten : nach den Ergebnissen der ersten fünfundzwanzig Jahre der Kreis-Irrenanstalt zu Erlangen / unter Mitwirkung von deren Hülfsärzten herausgegeben von F.W. Hagen. Source: Wellcome Collection.

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    Zeit gleichwohl noch immer vermehren, ist kein Beweis dagegen. Denn erstens ist in den meisten Gegenden, wenigstens Deutschlands, die rasche und allseitige Benützung der Anstalten auch von Behr jungem Datum und noch immer bleiben viele Kranke ausserhalb der Anstalten; und zweitens findet eben nur in dem kleineren Theile der Falle Ererbung statt, in den bei weitem meisten läset sich eine solche nicht nachweisen und die Krankheit wird erworben. Die Ursachen erworbener Geistesstörung können sieh aber sehr verviel- fachen und intensiver werden, während die Vererbung abnimmt, so dass tritt/. Beschränkung der Vererbungen gleichwohl die Zahl der geistigen Erkrankungen stets zunehmen kann. Da aber auch die erworbenen wieder vererbt werden können, so begreift sich leicht, dass ohne die Beschränkung durch die Anstalten dieZahl der Geisteskranken noch viel meliranwachsen w ii rde. F> muss der Zukunft vorbehalten bleiben, dieses Ergebniss auf dem Wege der Statistik noch sicherer zu stellen. Ist dasselbe richtig, so muss mit der wachsenden Zahl und Frequentation der Anstalten die Zahl der häreditären Fälle hei den Aufgenommenen abnehmen. Vielleicht wäre diess für manche Anstalten jetzt schon möglich. Die bayerischen zwar sind hiezu nicht in der Lage, da die Zeit, seit welcher die Mehrzahl der psychisch Erkrankten zur Aufnahme gelangten, noch eine viel zu kurze ist, um Vergleiche anstellen zu können-; in einem grossen Theile dei englischen und französischen Anstalten, sowie in den älteren deutschen Anstalten Hesse sich aber vielleicht schon jetzt ein Ergebniss in dieser Hin- sicht erzielen. Jedenfalls ist die Ueberzeugung tröstlich und von nicht zu unterschätzender Wichtigkeit, dass die Vererbung psychischer K r ankheit nicht s o häufig u n d nicht s o u n h e dingt stattfindet, als man nacli dem sich Aufdrängenden Ein- druck der positiven Fälle glauben so.llte. Sind ferner die Anstalten ein Mittel, um die Vererbung zu be- schränken , so kann diess vielleicht bis auf einen gewissen Grad auch ausserhalb derselben gelingen, wenn da-, wodurch sie diese Beschränkung ausüben, nachgeahmt wird, nämlich Enthaltsamkeit in der gefährlichsten Zeit.