Statistische Untersuchungen über Geisteskrankheiten : nach den Ergebnissen der ersten fünfundzwanzig Jahre der Kreis-Irrenanstalt zu Erlangen / unter Mitwirkung von deren Hülfsärzten herausgegeben von F.W. Hagen.

  • Hagen, Friedrich Wilhelm, 1814-1888.
Date:
1876
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Credit: Statistische Untersuchungen über Geisteskrankheiten : nach den Ergebnissen der ersten fünfundzwanzig Jahre der Kreis-Irrenanstalt zu Erlangen / unter Mitwirkung von deren Hülfsärzten herausgegeben von F.W. Hagen. Source: Wellcome Collection.

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    — :u5 - nommenen ergeben l), dass bei 878 Männern lind l'O'J Frauen Erb- lichkeit überhaupt und darunter bei 147 Männern und 15(5 Frauen directe Erblichkeit nachgewachsen war. Wir finden also bei der Ererbung eine viel grössere Häufigkeit als bei der Vererbung, ein Misswrhältniss, welches um so grösser ist, als wie ebenfalls schon in der Abhandlung über die Erblichkeitsverhältsnisse a) nach- gewiesen wunb>. die erblich disponirteri weniger geistesgesunde und mehr geisteskranke Individuen unter ihrer Nachkommenschaft haben als die nicht erblich disponirten. Woher nun diese Differenz? Wir werden dem Sachverhalt auf die Spur kommen, wenn wir uns an die Verschiedenheit der hier in Betracht kommenden Sub- jecte erinnern. Die Ererbung hndet statt in Bezug auf die Ascen- denten gleichviel ob dieselben in Anstalten waren oder nicht, bei der Vererbung hingegen sind diejenigen, welche vererbten, nur solche, die in der Anstalt waren. Es ist nun natürlich, dass Geisteskranke, welche niemals in Anstalten waren, sondern stets freie Verpflegung genossen (die wenigen Fälle ausgenommen, wo dieselben stets in Kammern oder Löcher eingesperrt gehalten werden) ohne Vergleich mehr und häutiger in der Lage sind. Kinder zu erzeugen und zu bekommen als die' in Anstalten theils Befindlichen theils Gewesenen. Zwar kommen die Unheilbaren, welche den verbliebenen Bestand bilden und ohnehin schon eben dadurch hieran gehindert sind, hier nicht in Be- tracht; da unsere Vererbungsstatistik sich nur mit Entlassenen be- schäftigt; aber eben diese im Laufe der ganzen 25 jährigen Periode Entlassenen sind ja sämmtlich mehr oder minder lange Zeit durch ihren Aufenthalt in der Anstalt gehindert gewesen, Kinder zu er- zeugen. Und zwar gerade zu der in dieser Hinsicht gefährlichsten Zeit. Es ist nämlich -bereits zur Geniige festgestellt, dass diejenigen Kinder, welche vor der geistigen Erkrankung ihrer Eltern gezeugl waren, weniger gefährdet sind als diejenigen, welche während oder nac h derselben gezeugt wurden. Zwar kommen auch Fälle vor, Wo die erkrankenden Kinder schon ziemlich lange Zeit vor der psychischen Erkrankung des Vaters oder der Mutter gezeugt wor- den waren: aber diese Fälle sind doch im Vergleich zu der grossen Masse Ausnahmen und jedenfalls wird durch sie die Regel, dass 1) S. 208. 2) S. 243.