Neue Beiträge zur Lehre von den angebornen Fehlern der Iris, des Ciliarkörpers und der Choroidea / von Dr. v. Ammon.

  • Ammon, Friedrich August von, 1799-1861.
Date:
[1852]
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Credit: Neue Beiträge zur Lehre von den angebornen Fehlern der Iris, des Ciliarkörpers und der Choroidea / von Dr. v. Ammon. Source: Wellcome Collection.

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    I)Ogeiiarlig abstand, durch eine Zunge der Irissubstanz dort angeheftet war, und dann abermals klaffend abstand. Hierdurcli ent- standen zwei Laleralpupillen, und es waren sonach drei Pupillen, die iionnale, runde centrale, und die eben beschriebenen zwei Lateralpupillen vorhanden. Mein erster Ge- danke war, dass hier durch eine Zangen- geburt, oder nach der Geburt durch eine Ver- letzung des Auges oder der Orbitalgegend eine Iridodialyse stattgefunden habe. Aber das Kind war ohne Kunstliülfe zur Welt ge- kommen, halte nie eine Augen- oder Orbital- verletzung erlitten; dazu kam, dass die Rän- der des Irisabstandes vom Ciliarligament, so wie der Cornealrand daselbst ohne Spur eines plastischen Exsudates oder gelösten Uveal- pigmcntes war, und dass die Zunge der Iris- substanz inmitten des Irisabstandes so fein und fest war, dass bei einer durch äussere Veranlassung stattgefundenen Iridodialyse wohl auch dieser kleine Rest des Ciliarrandes der Iris sich gelöst haben würde. Die Bewegung in der Centralpupille war torpid; in den La- teralpupillen nahm ich bei aller Aufmerksam- keit von einer solchen nichts wahr. Die Farbe der Lateralpupillen war dunkelschwarz, die Sehkraft ohne alle Abweichung, so weit sich das bei einem Kinde conslatiron liess. Das Auge halte seine normale Richtung, schielte nicht, hatte aber durch die schwarzen Lateral- flecke in seinem Blick etwas Eigenthümliches. Für solche hatte die Mutter, der das Fremd- artige im Auge des Kindes bald nach der Ge- burt aufgefallen war, die Pupillen gehalten. Das zweite Auge war durchaus normal. Ich operirte die Phimose, und sah den Knaben mehrere Wochen hindurch täglich, während welcher Zeit ich das eben Beschriebene be- obachtete. Ich liess das Auge ohne seine Umgebungen zeichnen (Fig. 15), schrieb das hier Gegebene nieder und erwartete von der Zukunft weitere Gelegenheit, diese Beobach- tung zu vervielfältigen, was aber bis jetzt nicht geschehen. Von dem Kinde, das ich später aus den Augen verlor, habe ich nichts wieder erfahren können. Ueber die physiologische Deutung des eben ^beschriebenen Bildungsfehlcrs der Iris war ich schon bei dieser Beobachtung mit mir einig. Vielfache Forschungen in der Entwicklungs- geschichte des Auges des Menschen halten mich auch zur Bildungsgescliichte der Verbin- dung der Iris mit der Aderhaut gefüiirt, und nur in ihr war die unten erwähnte Erklärung des in Rede stehenden Irisbildungsfehlers zu finden. Zwischen dem vierten und fünfleij Monat des Foetallebens, am frühesten zu Ende des vierten Monates, bemerkt man im mensch- lichen Auge die erste Spur der Iris: nach vorn erscheint sie als ein bläulicher sehr schmaler Ring, auf der hintern Seite ist der- selbe mit schwarzem Pigment bereits bedeckt; die Pigmentbildung schreitet gleichzeitig mit der parenchymatösen Bildung der Iris ein- her. Bevor die ersten Andeutungen des sich bildenden Irisringes zu bemerken sind, sind die Ciliarfortsälze durch Faltung des Choroi- dealrandes, der jetzt geschlossen ist, erstan- den; sie sind kurz, stehen vereinzelt, und haben noch keine regelmässigen Intervalle unter sich. Untersucht man in dieser Zeit den schma- len Irisring mit einer scharfen Lupe von der hintern Fläche aus, so gewahrt man, dass da, wo der schmale Irisring an dem Choroidealring beginnt (diese Beobachtung ist bei der Klein- heit der Ciliarfortsälze jetzt ungehindert) der- selbe nicht unmittelbar an diesem mit sei- nem Parenchym anliegt, sondern dass derselbe durch einzelne ziemlich weit auseinander stehende Fäden oder Streifen seine Verbin- dung mit dem Choroidealrand beginnt. Bis- weilen sind viele solcher Verbindungsfäden vorhanden, dann bekommt die Verbindungs- stelle das Ansehen eines Maschengewebes (wie manche Vogelaugen), am häufigsten ist die Verbindungsweise durch Fäden, die ziem- lich diclit stehen. Beobachtet man diesen Zu- stand an Foetusaugen, die man ins Wasser gelegt hat, so flucluirt der schmale Irisring, und so ist es sehr leicht, die geschilderli ii Verbindungsstellen der beginnenden Iris mit dem Choroidealrand zu sehen. Sind nur wenige Verbindungsfäden da, so sieht man dann, dass die Zwischenräume zwischen C/ioroidca und Iris sich mit Wasser füllen, die Iris sieht dann hier und dort vom Choroidealrand ab (Vergl. des Verfassers Klinische Darstellungen