Johann Georg Zimmerman / [Henry E. Sigerist].

Sigerist, Henry E. (Henry Ernest), 1891-1957.

Date:: 1928

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Credit: Johann Georg Zimmerman / [Henry E. Sigerist]. Source: Wellcome Collection.

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Ausübung schritt, so sah man, am kürzesten sei zuletzt aus der Sache zu kommen, wenn man das Genie zu Hülfe riefe, das durch seine magische Gabe den Streit schlichten und die Forderungen leisten würde. Der Verstand mischte sich indessen auch in die Sache, alles sollte auf klare Begriffe gebracht und in logischer Form dargelegt werden, damit jedes Vorurteil beseitigt und aller Aberglaube zerstört werde. Weil nun wirklich einige außerordent¬ liche Menschen, wie Boerhaave und Haller, das Unglaubliche geleistet, so schien man sich berechtigt, von ihren Schülern und Nachkömmlingen noch mehr zu fordern. Man behauptete, die Bahn sei gebrochen, da doch in allen irdischen Dingen selten von Bahn die Bede sein kann: denn wie das Wasser, das durch ein Schiff verdrängt wird, gleich hinter ihm wieder zusammen¬ stürzt, so schließt sich auch der Irrtum, wenn vorzügliche Geister ihn beiseite gedrängt und sich Platz gemacht haben, hinter ihnen sehr geschwind wieder naturgemäß zusammen.“ Am 8. Dezember 1728 in Brugg als Sohn eines angesehenen Bürgers und einer Waadtländerin geboren, verbringt Zimmermann seine erste Kindheit in der Vaterstadt. In sein neuntes Jahr fällt ein kleines Erlebnis von symbolhafter Bedeutung: Das Kaisergrab in Königsfelden wird geöffnet, und der ehrgeizige Junge blickt zum ersten Mal in die große Welt, die dereinst Schauplatz seines Lebens werden sollte. Er besucht die höheren Schulen in Bern und entschließt sich, Arzt zu werden. Er will der Menschheit dienen. Von Anfang an wird seine Grundhaltung ersichtlich: Es ist die Haltung der Aufklärung. Für einen jungen Schweizer, der als Mediziner weiterkommen wollte, war der gegebene Weg, sich Haller anzuschließen, Haller dem großen Berner, durch den die junge Göttinger Fakultät ihren Glanz erhielt, der als Dichter, Botaniker, Anatom schon weit über die Grenzen Deutschlands berühmt war, der soeben seine Primae Lineae Physiologiae, das erste Lehrbuch der Physio¬ logie veröffentlicht hatte. Haller freute sich über die jungen Schweizer, die zu ihm kamen. Er öffnete ihnen sein Haus, war ihnen Führer, Berater, Freund. So wurde auch Zimmermann herzlich aufgenommen, als er im Herbst 1747 in Göttingen eintraf. Vier Jahre hat Zimmermann im Haller’sehen Hause ver¬ bracht; Jahre rastloser Arbeit, denn anderes gab es nicht in Hallers Umgebung. Leichtfertige Vergnügungen, denen andere Studenten nachgingen, hätte Haller an seinen Schützlingen nicht geduldet. Aber es war keine enge Fachwissenschaft, die da getrieben wurde. Haller stand mit der ganzen gelehrten Welt in Verbindung. Jede Entdeckung, jede neue Anschauung, jede