Die Krankheiten des Herzens und ihre Behandlung / von O. Rosenbach.

Rosenbach, O. (Ottomar), 1851-1907.

Date:: 1897

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Credit: Die Krankheiten des Herzens und ihre Behandlung / von O. Rosenbach. Source: Wellcome Collection.

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Es gibt eben recht viele Fälle von Herzkrankheiten, von Tabes, von Diabetes etc. mit recht guter Prognose quoad vitam et functionem! Wenn wir nnn also heutzutage bei weitem mehr, und auch ver- schiedenartigere, Anomalieen der Herzaction annehmen, als früher und demgemäss die relative und absolute Prognose bei dieser gesteigerten Menge von Erkrankungen, aus denen wir Schlüsse ziehen, bei weitem günstiger finden dürfen als früher, so darf uns dies nicht verleiten, in das andere Extrem zu verfallen und die Zahl der wirklich geheilten Herzfehler oder Fälle von gestörter Herzarbeit, wie dies nach den optimistischen Auslassungen mancher Schriftsteller auf dem Gebiete der Herzpathologie und -Therapie heute oftmals den Anschein hat, allzu gross anzunehmen. Wenn also auch die Prognose im Allgemeinen — sobald man alle Formen von Functionsveränderung und Functionsstöruiig im Kreislaufe als zu dem Gebiete der Herzkrankheiten gehörig betrachtet — eine günstigere ist, als man das früher glaubte, so ist doch die Heilung, d. h. die vollständige Rückbildung von ausgeheilten Herzfehlern und die Wiederherstellung der normalen oder annähernd normalen Lei- stung, wenn sie auch nicht ganz unmöglich ist, doch ein immerhin sel- tenes Vorkommniss. Da wir aber die frühesten Stadien der Herzschwäche und die beginnende Erkrankung jetzt sehr zeitig zu erkennen vermögen, wenn wir allen Erscheinungen — und nicht blos den physikalischen — sorgfältige Beachtung widmen, so sind wir auch im Stande, die Schäd- lichkeiten von dem Kranken schon frühzeitig nach Möglichkeit abzuweh- ren und die weiteren Störungen der Compensation und das Fortschreiten des Processes nicht unwesentlich aufzuhalten. Bedeutung der Geräusche. Seit alten Zeiten ist die Frage ventilirt worden, ob ein Klappen- fehler ausheilen kann, und man hat für diese Ansicht die Beobachtung in's Feld geführt, dass Patienten mit den Erscheinungen eines manifesten Klappenfehlers, oder sagen wir Heber einer acuten und chronischen Endokarditis, nicht nur nach vielen Jahren noch völlig genügende Compensation zeigen, sondern dass auch die vorher wahrnehmbaren Geräusche vollständig zum Verschwinden kommen können. Aus dem Verschwinden der Geräusche schliessen zu wollen, dass nun auch wirklich ein Klappenfehler geheilt sei, ist aber nicht richtig; denn so wichtig die Geräusche ja auch als Alarmsignale und als Zeichen der Localisation, ja selbst als Symptom der Stärke und Ausbreitung des Processes sein können, so wenig sicher ist der Schluss von einem Geräusche — und sei es noch so stark und prägnant — auf das Be- stehen eines wirklichen Klappenfehlers, da ja einerseits Endokarditis und Klappenfehler nicht dieselbe Bedeutung besitzen, und da die Ge- räusche bekanntlich mehrfache Ursachen haben können. Es kann Endokarditis ohne Klappenfehler und Klappenfehler können ohne Endokarditis bestehen, und eine Verwechslung liegt umso näher, als ja accidentelle Geräusche häufig genug, wie wir in Cap. 3 auseinan- dergesetzt haben, den Charakter von wahren Herzgeräuschen tragen. Dazu kommt noch, dass die sogenannten Folgeerscheinungen eines Klappen- fehlers, die sich im Pulse und in der Configuration der Herzdäm])fung kund geben, auch auf andere Weise, als gerade durch Klappenfeliler