Die Krankheiten des Herzens und ihre Behandlung / von O. Rosenbach.

Rosenbach, O. (Ottomar), 1851-1907.

Date:: 1897

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Credit: Die Krankheiten des Herzens und ihre Behandlung / von O. Rosenbach. Source: Wellcome Collection.

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will, der Darstellung der Herzkrankheiten einen so «grossen Umfang einräumt und sich nicht blos auf das klinisch Wesentliche beschränkt, sondern versucht, die Thatsachen der Erfahrung auf Grund allgemeiner physikalisch-physiologischer Gesichtspunkte (oder, wenn man lieber will, Speculationen) zu einem engeren Zusammenhange zu verknüpfen? Wer diesen Vorwurf a priori erhebt, der mag sich gesagt sein lassen, dass derjenige, der in das Innere einer Gebirgskette eingedrungen ist und höhere Gipfel erklommen hat, nothwendiger Weise auch eine um- fangreichere Schilderung von der Gliederung und dem Zusammenhange der Theile entwerfen wird, als der vor dem Berge Stehende, der zwar eine Oberfläche mit seinem Blicke umfasst, aber seine Eindrücke nur in dem Satze zusammenfassen kann, dass der Horizont sehr beschränkt sei. Wer trotzdem meint, dass ich theoretischen (deductiven) Ausführungen in einem praktischen Zwecken gewidmeten Buche einen zu grossen Raum angewiesen habe, der mag die betreffenden Capitel überschlagen; das Buch enthält ja genug empirischen Stotf, der auch den nur nach Thatsachen oder inductivem Material verlangenden Geist befriedi- gen kann. Der Verfasser hofft, dass, trotz einiger Wiederholungen und mannig- facher, aus der besonderen Terminologie resultirender, Schwierigkeiten für das Verständniss, die Erörterungen über das Wesen der Energetik, den Zusammenhang der verschiedenen Kraftformen der Organisation, die Lehre von den Reizen, kurz, die philosophischen, physikalischen und psycholo- gischen Erwägungen, die in unserer Zeit der sogenannten exacten Forschung (oder, richtiger, des blinden Glaubens an die Beweiskraft experimenteller Ergebnisse auf dem Gebiete der Pathologie) allerdings etwas fremdartig anmuthen, doch von Manchem, der weniger Dogmen als Gesichtspunkte sucht, nicht ohne Interesse und vielleicht nicht ohne Nutzen werden ge- lesen werden. Sie sind vielleicht geeigneter, als man bei flüchtigem Ein- blicke glaubt, vor Utopieen der Therapie, vor dem blinden Vertrauen zu (angeblich stets nach exacter und wissenschaftlicher Methode ge- fundenen) Allheilmitteln, mit denen uns das letzte Decennium be- schenkt hat, und vor dem. anscheinend unausbleiblichen, jähen Wechsel der leitenden therapeutischen Anschauungen zu bewahren, in- dem sie die Grenzen unseres Könnens und die Schwäche der üblichen Folgerungen ohne Schonung klarlegen.