Lehrbuch der ärztlichen Seelekunde / Als Skizze zu Vortragen bearbeitet von Dr. Ernst Freiherrn von Feuchtersleben.

  • Feuchtersleben, Ernst, Freiherr von, 1806-1849.
Date:
1845
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Credit: Lehrbuch der ärztlichen Seelekunde / Als Skizze zu Vortragen bearbeitet von Dr. Ernst Freiherrn von Feuchtersleben. Source: Wellcome Collection.

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    stehen, als in BegTiffe überselzen? und der Begriff gehört dem Geiste an. Diefs gilt TOn der Theorie, mit Hinsicht auf eine ge- läuterte Physiologie; für die Praxis macht die Therapie den Nutzen noch viel ersichtlicher. Seele und Leib durchdringen sich aufs innigste in allen Gebilden des lebendigen Individuums, und wie die Krankheiten der Seele oft genug durch pharmaceutische Mitfei gehoben werden, so sind es keineswegs blofs die Seelenkrankhei- ten, welche den psychologischen Arzt verlangen, sondern eben so oft die körperlichen. Vorzüglich sind es die der Nerven, in wel- chen oft der Arzt nichts leisten kann, wenn er die Behandlung nicht zunächst auf die Seele richtet. Die hierher gehörigen hun- dertfach wechselnden Zufälle, die unter dem Namen „Krämpfe eine so grofse Rolle in der Pathologie, und leider eine noch gröfsere im Leben spielen, werden oft am glücklichsten und sichersten durch verständige Leitung, Beherrschung oder Benützung der Ge- müthszustände gehoben, und wie viele Krankheiten irgend einej organischen Systems gibt es denn, bei welchen die Nerven nicht mindestens symptomatisch mitleiden ? Man sieht also, wie ausge- dehnt die Anwendung psychischer Kurmelhoden im ganzen Ge- biete der heilenden Kunst ist. Beweise daA on in Beispielen liegen zahlreich in den Schriften psychologischer Ärzte aufbewahrt, und können namentlich in dem vortrefflichen Werke von Marc. Herz: Über den Schwindel (1791, S. 6 — 22), nachgelesen werden. Uns war es hier nur darum zu thun, den Nutzen einer psycholo- gischen Medizin im Allgemeinen anzudeuten, und die Worte Schil- lers (Inaugural-Dissertation über den Zusammenhang der thier. Natur d. M. m. s. geist. 1780) zu bewahrheiten: „Ein Arzt, des- sen Horizont sich einzig und allein um die historische Kenntnifs der Maschine dreht, der nur über diegröbern Räder des seelenvoll- sten Uhrwerks terminologisch und örtlich Bescheid weifs, kann viel- leicht vom Pöbel vergöttert werden, aber er wird die hippokratische Kunst nie aus der engen Sphäre einer Brodwissenschaft emporheben. Nun erübrigt mir nur noch, über den Plan und die Ein- Iheilung dieser Vorlesungen, so wie über den Geist, in welchem ich sie zu halten denke, ein Näheres auszusprechen. Nachdem ich noch einiges zur genauen Bestimmung des Gegenstand^'s und der Grenzen unserer Aufgabe, so wie über ihr Verhältnifs zu an-