Lehrbuch der ärztlichen Seelekunde / Als Skizze zu Vortragen bearbeitet von Dr. Ernst Freiherrn von Feuchtersleben.

  • Feuchtersleben, Ernst, Freiherr von, 1806-1849.
Date:
1845
Catalogue details

Licence: Public Domain Mark

Credit: Lehrbuch der ärztlichen Seelekunde / Als Skizze zu Vortragen bearbeitet von Dr. Ernst Freiherrn von Feuchtersleben. Source: Wellcome Collection.

Provider: This material has been provided by the Francis A. Countway Library of Medicine, through the Medical Heritage Library. The original may be consulted at the Francis A. Countway Library of Medicine, Harvard Medical School.

    12/464
    eigenes Naclideiikeii, den ausfiihiTiclieren Text liefern müssen. Die Grundsätze müssen, frei von dem Ge- präge einer bestimmten Schule, dem gesunden und ge- bildeten Verstände, zugleich aber auch möglichst de- nen entsprechen, nach welchen den Schülern die übri- gen Zweige (hier der Heilkunde) überliefert werden, damit in ihrer Bildung kein Widerspruch entstehe. Es ist bedenklich, in einem Lehrbuche lauter eigene An- sichten entwickeln zu wollen. Man mufs wenigstens, wo man es der Wissenschaft schuldig zu seyn glaubt, sehr gewissenhaft und vorsichtig damit seyn. Meist ist es ein Zeichen von wenig Kennerschaft, wenn man dem Verfasser eines solchen Werkes den Vorwurf macht: „er gibt kompilatorisch die vorhandenen Meinungen, und etwa die Gründe für sie, und läfst den armen Schüler in üngewifsheit, welche er wählen soll! — Diese üngewifsheit ist das Glück des Schülers, die Garantie einer möglichen Fortbildung. Da, wo die Akten einer wissenschaftlichen Untersuchung geschlos- sen sind, gebe der Lehrer das Resultat; wo sie es nicht sind, übergebe er bescheiden und unbefangen dem Schüler und der Nachwelt den Prozefs, wie er vorliegt, und mehre oder perpetuire nicht, durch vor- eilig docirte Hypothesen, den Irrthum und die Verwir- rung; wo er sich aber berufen fühlt, jene Akten zu schliefsen, verfahre er nach des alten Goethe vortreiF- licher Maxime: „DerForscher sehe sich an als Einer, der zu einer Jury berufen ist. Er hat nur darauf zu achten, in wie ferne der Vortrag vollständig sei , und durch klare Belege aus einander gesetzt. Er fafst hier- nach seine Überzeugung zusammen, und gibt seine Stimme; es sei nun, dafs seine Meinung mit jener des