Volume 1

Handbuch der Gewebelehre des Menschen / von A. Koelliker, Professor der Anatomie zu Würzburg.

  • Kölliker, Albert, 1817-1905
Date:
1889-1902
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Credit: Handbuch der Gewebelehre des Menschen / von A. Koelliker, Professor der Anatomie zu Würzburg. Source: Wellcome Collection.

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    die Umwandlungen sprechen, welche das herausgeflossene Nervenmark erleidet, indem an demselben ebenfalls doppelte Conturen und später körnige Umwand- lungen im Innern auf treten. Heule und Kuhut haben bei diesen Vorgängen an eine Trennung der fettigen und eiweissartigen Bestandtheile des Markes ge- dacht, von welcher jedoch die gewöhnlichen doppeltconturirten Nervenfasern keine Spur zeigen. Dagegen bewirkt Ueberosmiumsäure, wie wir unten sehen werden, allerdings Erscheinungen, die kaum anders zu deuten sind und ebenso möchte ich auch das Auftreten der Markkegel in dieser Weise erklären. Noch anders fasst JRanvier die doppelten Conturen auf (Traite technique pg. 720), indem er annimmt, dass das Mark Wasser aufnehme und in Folge dessen anschwelle, bei welcher Annahme jedoch unerklärt bleibt, warum das gequollene Mark dunkel erscheint und Nervenfasern mit doppelten Conturen im Allgemeinen keine grösseren Durchmesser besitzen als andere. Unbestritten sei jedoch, dass, wie längst be- kannt, Nervenmark in Wasser quillt, sich aufblättert und blass wird (Fig. 42). Die Schmitt-Lautermauu’sehen Einschnürungen oder die Mark- kegel, die bereits eine Figur in Heule’s Allg. Anat. (S. 618 Taf. IV Fig. 5 h) erkennen lässt, sind an lebenden Fasern nicht vorhanden und daher nicht als natürliche, vorgebildete Theile anzusehen, mit welchem Aus- spruche der Annahme der Mehrzahl der neueren Forscher entgegengetreten wird. Ich begründe denselben in folgender Weise. Erstens ergiebt die Untersuchung der unberührten Nervenfasern lebender Thiere, wie sie bei älteren Larven von Amphibien durchgeführt werden kann (Haus Schnitze, ich), dass dieselben einfache, ununterbrochene Conturen be- sitzen und keine Spur von Einkerbungen zeigen. Diesen Beobachtungen gegen- über haben, wie mir scheint, andere entgegengesetzte Erfahrungen, die an der Nickhaut des Frosches, den Schuppentaschen von Fischen, der Lunge und Zunge des Frosches u. s. w. gesammelt wurden, keine Beweiskraft, da es sich in allen diesen Fällen nicht um Nerven handelte, die in ganz natürlichen Verhältnissen sich befanden. Zweitens lehrt die Erforschung von Nerven eines eben getödteten Thieres in unschädlichen Medien, dass lange nicht alleNerven die betreffenden Mark Unterbrechungen zeigen. Vor allem fehlen dieselben an vielen feineren Fasern, aber auch starke und die stärksten solchen Elemente zeigen oft auf grösseren Strecken keine Markkegel oder nur vereinzelte solche. Dasselbe gilt von Fasern, die mit dem Reagens behandelt wurden, das anerkannter Weise die Nervenelemente am untadeligsten erhält, der verdünnten Ueberosmiumsäure, und zeigen nament- lich viele so behandelte Fasern der Centralorgane (Gehirn, Mark) oft auf grössere Strecken keine Spur von Einkerbungen und wird ein ähnliches Verhalten auch bei manchen peripherischen Fasern beobachtet. Drittens endlich möchte ich die von allen Beobachtern anerkannte und beschriebene grosse Unbeständigkeit der Markkegel mit Bezug auf Form (einfache, procoele und opisthocoele Kegel, Doppelkegel), Länge, Zahl und Stellung der Einkerbungen nicht nur bei verschiedenen Fasern, sondern auch an einem und demselben Elemente betonen und besonders hervorheben, dass dieser Wechsel, im Vergleiche mit der Gesetzmässigkeit im Auftreten der Segmente und Ein- schnürungen, sehr wenig zu Gunsten der Annahme spricht, dass das Zerfallen