Die Neurofibrillenlehre und ihre Bedeutung für die klinische Neuropathologie und Psychiatrie / von Fritz Hartmann.

  • Hartmann, Fritz, 1871-1937.
Date:
1905
Catalogue details

Licence: In copyright

Credit: Die Neurofibrillenlehre und ihre Bedeutung für die klinische Neuropathologie und Psychiatrie / von Fritz Hartmann. Source: Wellcome Collection.

Provider: This material has been provided by The Royal College of Surgeons of England. The original may be consulted at The Royal College of Surgeons of England.

    8/36 (page 6)
    letzten Anstoß zum Ausbau jener Lehre, welche Ihnen als Neuronen- lehre geläufig ist. Ich sage, den letzten Anstoß, denn lange vorher schon hatte Gudden darauf hingewiesen, daß zwischen den Nervenzellen und den Fortsätzen, speziell den Achsenzylinderfortsätzen unabhängig von deren Länge gewisse trophische Beziehungen bestünden und er hatte diese Anschauungen in seinen gesammelten Abhandlungen zu dem nach ihm benannten Gesetze zusammengefaßt: »Leiter atrophieren immer, es mag das eine oder andere Zentrum, das sie verbinden, zer- stört sein, dagegen atrophiert von den beiden Zentralorganen, wenn eines zerstört ist, nur dann das andere, wenn es nicht das erregende, sondern das erregte ist.« Guddens Schüler Forel wies wohl zuerst nachdrücklich auf die eminente Bedeutung der Golgi- schen Methode hin und hat längst vor Aufstellung des Neuronenbegriffes die physiologischen Konsequenzen aus den Ergebnissen der Gudden- schen Experimente gezogen, die auch der Neuronenbegriff in sich schließt; er hat auch in morphologischer Hinsicht die Vermutung ausgesprochen, daß alle Fasersysteme nichts anderes sind als Nervenfortsätze von Gan- glienzellen. Dies hervorragende Verdienst Forels hat neuerlich der Vergessen- heit Nißl entrissen und er hebt ganz richtig hervor, daß die Auf- stellung der Neuronenlehre lediglich eine Bereicherung morphologischer Natur war, insoferne als statt der bloßen Vermutungen über den Zu- sammenhang von Zellen, Fasern und Grau — wie man glaubte — die ganz bestimmte anatomische Kenntnis der Art und Weise dieses Zu- sammenhanges trat. So war in physiologischer, biologischer und pathologischer Hinsicht der Neuronenlehre vorgearbeitet. In entwicklungsgeschichtlicher Hinsicht haben die Arbeiten von His, Vignal u. a. Ergebnisse an den Tag gebracht, welche sich kurz dahin zusammenfassen lassen, daß sämtliche Elemente des Zentralnerven- systemes zunächst aus einer einheitlichen ektodermalen Anlage entstünden. Diese Anlage enthielte Spongioblasten, welche das Gerüst bilden, und Neuroblasten, welche je eine Faser auswachsen lassen, die Spinalgan- glienzelle je zweie, ohne daß hierbei andere zellige Elemente sich betei- ligten, und die Befunde stimmten in diesem Sinne mit denen von Golgi, Bamon y Cajal u. a. völlig überein, als auch nach diesen For- schungen Ganglienzelle und Achsenzylinderfortsatz einheitliche Gebilde schienen. Die Nervenfortsätze der motorischen Fasern verästeln sich baumartig, die sensiblen Nervenfasern entstehen aus ßeiserchen, die, baumartig verästelt, sich zur Faser zusammenfinden, also aus dem