Beziehungen der Luft zu Kleidung, Wohnung und Boden : drei populäre Vorlesungen gehalten im Albert-Verein zu Dresden am 21., 23, und 25. März 1872 / von Dr. Max v. Pettenkofer, mit in den Text eingedruckten Holzstichen.

  • Pettenkofer, Max von, 1818-1901.
Date:
1872
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    gebung zu entziehen, und damit auch um so mehr Wärme auf die- sem Wege abzunehmen,—je feuchter sie bereits ist, desto weniger. Damit Sie ein Bild, eine Vorstellung bekommen, um welche quantitative Unterschiede es sich da handelt, wollen wir die Ent- wärmung durch die Athemluft bei verschiedenen Temperaturen und verschiedenem Wassergehalt der eingeathmeten Luft betrachten. Bei gleichem Körperzustande haben wir bei 0° und bei 30° C. das ganz gleiche Athembedürfniss, was wir in Uebereinstimmung mit unserer obigen Annahme in 24 Stunden auf 9000 Liter setzen wollen. Nach Berechnungen verliert ein Erwachsener durch den Athemprocess 293 040 Wärmeeinheiten, wenn die geathmete Luft 0° hat und ganz trocken ist; 279 090 Wärmeeinheiten, wenn sie bis zur Hälfte mit Wasserdunst gesättigt ist, und 265 050, wenn sie ganz gesättigt ist. Der Unterschied zwischen Minimum und Maximum beträgt etwa 28 000 Wärmeeinheiten, also noch nicht 1 Procent des Gresauimtwärmeabfiusses. Beim Athmen einer Luft von 30° C. aber verlieren wir 274050 Wärmeeinheiten, wenn die Luft ganz trocken, 189 720 Wärmeeinheiten, wenn die Luft halb gesättigt, und nur 105 390 Wärmeeinheiten, wenn die Luft ganz mit Wasser gesättigt ist. Bei dieser hohen Temperatur beträgt der Unterschied zwischen Maximum und Minimum 168 660, also sechsmal mehr als im vorigen Ealle bei niedriger Temperatur. Höchst lehrreich ist der Vergleich zwischen den Grössen des Wärmeverlustes beim Athmen von absolut trockner und von mit Wasserdunst gesättigter Luft bei 0° und 30° C. Wir verlieren bei 0° warmer und trockner Luft 293 040 W.-E. bei 30« n >? b n 274 050 „ also nur ein Unterschied von etwa 19 000 „ bei 0° warmer und ganz feuchter Luft 265 050 „ bei 30o w- j? - n n 105 390 „ also ein Unterschied von fast 160 000 „ oder achtmal so viel, was man beim Athmen von so warmer und feuch- ter Luft weniger anbringt, als wenn die Luft gleich warm, aber ganz trocken* ist. Man sieht, um wie viel die verschiedene Trockenheit der Luft mehr ausgibt, als die verschiedene Temperatur derselben, und weshalb wir uns in Luft von ein und derselben Temperatur einmal kälter, ein andermal wärmer fühlen können. Sie sehen auch, dass es oft viel schwerer ist, die Wärme- ökonomie in der heissen Zone, als in der kalten richtig zu führen. Wir haben durchschnittlich viel bessere Mittel, uns warm zu halten, als uns abzukühlen. Deshalb degenerirt die europäische Race so