Zweifelhafte Geisteszustände von Gericht : Gutachten erstattet und für Aerzte und Richter / bearbeitet von Carl Liman.

Date:
1869
Catalogue details

Licence: Public Domain Mark

Credit: Zweifelhafte Geisteszustände von Gericht : Gutachten erstattet und für Aerzte und Richter / bearbeitet von Carl Liman. Source: Wellcome Collection.

Provider: This material has been provided by the Royal College of Physicians of Edinburgh. The original may be consulted at the Royal College of Physicians of Edinburgh.

    452/488 (page 436)
    und namentlich die Schliessung der Ehe sowohl, als das ganze Unternehmen der afrikanischen Reise unter den von ihm selbst herbeigeführten Umständen den Stempel höchster Unbesonnenheit an sich tragen, so wird dies Urtheil über den Geisteszustand des Arnold gekräftigt durch die durch die Exploration desselben ge- wonnenen Thatsachen. Der jetzt sechsunddreissigjährige Mann ist von blasser Ge- sichtsfarbe, schwächlichen Aussehens, etwas unbeholfener und scheuer Haltung. Sein Benehmen ist bescheiden, doch soll er nach Aussage seiner Frau und Mutter zu exaltirten Zornesaus- brüchen aus geringfügigen Veranlassungen neigen. Seine Sprache ist fliessend und verständlich, seine Antworten erfolgen prompt, jedoch ist nicht zu verkennen, dass, wenn man ihn längere Zeit sprechen lässt, er einerseits von der gestellten Frage abschweift, andererseits Sätze unvollendet lässt, mit seinen Gedanken ab- springt und dadurch, wenn er etwas erzählt oder auseinandersetzt, häufig unverständlich bleibt. Schon ehe das gerichtliche Mandat zu seiner Exploration in meinen Händen war, besuchte er mich eines Morgens, mir seinen Wunsch, von der Vormundschaft befreit zu werden, darlegend, und gleich hier, nach sehr wenig gewechselten Worten, theüte er mir mit, dsss er der Sohn des Pürsten A. sei, dass er sich heimlich verheirathet habe und heimlich nach Afrika gereist sei. Ich erhielt schon hier bei diesem nur wenige Minuten dauernden Gespräch, da ich ihn einstweilen abweisen musste-, den Ein- druck, dass ich es mit einem schwachsinnigen Menschen zu thun habe. Dieser Eindruck hat sich durch fernere Bekanntschaft und Exploration des Arnold in mir nur befestigt. Eine eigentliche Geisteskrankheit, welche mit Wahnvorstellun- gen verbunden wäre, oder sich durch auf solchen beruhenden Hand- lungen zu erkennen gäbe, liegt nicht vor, sondern ein angeborener oder nach voraufgegangener Geisteskrankheit zurückgebliebener Schwachsinn. Offenbar fehlt es ihm an der Fähigkeit, seine Verhält- nisse klar zu übersehen und zu ordnen. Er empfindet das Unwürdige seiner Bevormundung und ringt nach Selbstständigkeit, bittet mich, wie ein Kind, dass ich doch zu seinen Gunsten entscheiden möge, indem er dabei Anklagen gegen die Verwaltung seines Vennögens mit einfliessen lässt, aber seine Aeusserungen und Arrangements