Handbuch der Schwachsinnigenfürsorge mit Berücksichtigung des Hilfsschulwesens / Hrsg. von Hans Bösbauer, Leopold Miklas, Hans Schiner.

  • Bösbauer, Hans.
Date:
1909
Catalogue details

Licence: Public Domain Mark

Credit: Handbuch der Schwachsinnigenfürsorge mit Berücksichtigung des Hilfsschulwesens / Hrsg. von Hans Bösbauer, Leopold Miklas, Hans Schiner. Source: Wellcome Collection.

Provider: This material has been provided by the Brandeis University Libraries, through the Medical Heritage Library. The original may be consulted at the Robert D. Farber University Archives & Special Collections Department, Brandeis University.

    51/380 (page 39)
    leidlich normal; eine günstigfe Beeinflussung des Empfindungs- lebens bei Schwachsinnigen ist daher möglich. Reichliche Ge- legenheit zu sorgfältig ausgewählten Empfindungen muß ge- boten werden. (Vergleiche das Kapitel „der vorbereitende Unterricht.) — Sehr verschieden ist die Empfindlichkeit der Hautreize; entweder ist sie bedeutend abgestumpft (Idioten) oder sie ist hochgradig entwickelt wie bei vielen Schwach- sinnigen. Aus den Empfindungen entstehen die Wahrnehmungen, jene seelischen Tätigkeiten, bei denen sich das Individuum über die Ursache der Empfindungen bewußt wird. b) Anschauungen. Die Zusammenfassung mehrerer Wahrnehmungen über ein und denselben Gegenstand zu einem klaren, deutlichen Bilde desselben gibt eine Anschauung. Infolge der mangelnden Aufmerksamkeit kommen Schwachsinnige zu äußerst unklaren Anschauungen, Die Aufmerksamkeits- schwäche, die Unmöglichkeit, die Gedanken längere Zeit auf einen bestimmten Gegenstand einzustellen, ist ein Haupt- hemmungsgrund des geistigen Fortschrittes. Diese auffallende Aufmerksamkeitsschwäche äußert sich entweder in geistiger Trägheit, Teilnahmslosigkeit oder in gesteigerter Ablenkbarkeit infolge aktueller Nebenreize, und in Unbeständigkeit. Daß Idioten zu keinen klaren Anschauungen kommen, ist selbst- verständlich. Aber auch bei den Schwachsinnigen zeigt das Anschauungsvermögen große Schädigungen. Sie kommen oft zu ganz guten Wahrnehmungen, sind aber nicht imstande, dieselben zusammenzufassen. Das Kind muß erst allmählich lernen, vorsätzlich aufzu- merken; dazu sind schwachsinnige, besonders erethische Na- turen nur sehr langsam zu bringen. Darum muß der Lehrer beim Unterricht ununterbrochen durch Anknüpfen an den Schwachsinnigenerfahrungskreis und durch lebendige Anschau- lichkeit das Interesse seiner Schüler zu wecken und wach- zuhalten verstehen. Nebenbei sei erwähnt, daß Unaufmerksamkeit — auch bei normalen Kindern — oft auf körperliche Erkrankungen, die die geistigen Fähigkeiten herabsetzen, zurückzuführen ist. Denn ist der Körper schlecht ernährt, so leidet auch das Gehirn. Die Kinder werden unaufmerksam. Diese Unaufmerksamkeit darf