Die Feier von J.H. Rilleo 60. Geburtstag / [Richard Frühwald].

Frühwald, Richard, 1884-

Date:: 1925

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Credit: Die Feier von J.H. Rilleo 60. Geburtstag / [Richard Frühwald]. Source: Wellcome Collection.

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liehen und künstlerischen Dinge dieses seltenen Mannes, mit dem mich eine 40jährige herzliche Freundschaft verband, ist mir unverlierbarer Gewinn geworden. Nun kam ich aber in die klinischen Semester. Zu Lehrern hatte ich Sterne erster Größe, Billroth, Nothnagel, Meynert u. a. Wie selbstverständlich studierte ich Strümpell ,.Spezielle Pathologie und Therapie“, damals noch erste Auflage; den Nervenband verschlang ich in wenigen Tagen. Ich bin glücklich, diesem Praeceptor Germaniae et totius orbis terrarum hier öffentlich sagen zu können, daß er mit seinem Buche einer meiner größten Wohltäter geworden ist. Als ich mich im vierten klinischen Semester befand, übertrug mir Prof. v. Jaksch, dem ich als einem der glänzendsten Lehrer zu besonderem Dank verpflichtet bin, eine Hilfsarztstelle an der Grazer Kinder¬ klinik, und ich hatte den Dienst an der mich höchlichst interessierenden Infektionsabtei¬ lung zu versehen. Damit hatte ich mich nun endgültig für die klinische Medizin entschieden, und als Ideal schwebte mir die Erforschung der akuten exanthematischen Infektionskrankheiten vor. Von diesen war aber nur ein kleiner Schritt zur Dermatologie, und ich erkannte nach zweijähriger pädiatrischer Tätigkeit, daß die damals gerade in ein modernes Fahr¬ wasser einbiegende Dermatologie meinen Neigungen und Fähigkeiten am meisten ent¬ sprechen würde. Ein wohlwollender, ja munifizenter Förderer wurde mir da der Vertreter der Dermatologie an der Grazer Hochschule Prof. Lipp, einer der edelsten Menschen, die mir jemals begegnet. Doch nur ein Jahr stand ich an seiner Seite; er trug den Todes¬ keim in sich, und als ich dem geliebten Lehrer, der einsam gestorben, die Augen zu¬ gedrückt, da war ich selbst vereinsamt und all mein Hoffen vernichtet. Aufs Gerade¬ wohl ging ich nach Wien, und nach einigem volontärärztlichen Hangen und Bangen wurde ich Assistent von Prof. Isidor v. Neumann, bei dem ich nun endlich meine wissenschaftliche Heimstätte finden sollte. Das war ein ganz unerhörter Glücksfall, denn an dieser großen Klinik bestand nur diese einzige Assistentenstelle, und wer die dortigen Verhältnisse kennt, weiß, daß es fast leichter ist, irgendwo Professor Ordinarius als in Wien Assistent zu werden. Da hatte ich nun eine ungeheure Arbeitslast zu bewältigen, und wenn ich Ihnen sage, daß ich in 5 Jahren zusammen höchstens 10 Wochen Urlaub gehabt, die ersten 3 Jahre nicht einmal einen freien Sonntagnachmittag, daß ich buch¬ stäblich jede einzelne Krankengeschichte selbst verfaßt und alle Operationen persönlich ausgeführt, so hatte ich wohl recht, als ich einem Kurshörer damals ins Stammbuch schrieb: par sit fortuna labori. Meinem Lehrer Neumann, der sicherlich der größte dermatologische Diagnostiker seiner Zeit gewesen ist, bin ich nicht nur für das von ihm Gelernte, sondern auch für seine Strenge, die logische sowohl wie die disziplinäre, bis über das Grab hinaus dankbar. Bald nach meiner Habilitation erhielt ich eine vielbegehrte leitende Stelle an der altberühmten Wiener Poliklinik, in wissenschaftlicher wie in kollegialer Beziehung eine meiner schönsten Erinnerungen. Schon nach Jahresfrist kam der Ruf nach Innsbruck, und es würde zu weit führen, wollte ich Ihnen das hohe Glücksgefühl der dort ver¬ lebten 4 Jahre schildern, die wunderschöne neuerbaute Klinik, das auserlesene Kranken¬ material, die Liebenswürdigkeit der Kollegen. Es ward mir auch nicht leicht, von diesem herrlichen Erdenfleck, der meine zweite Heimat geworden, so bald schon zu scheiden und nach Leipzig zu gehen. Ich glaube, daß mir dabei am meisten das natio¬ nale Moment maßgebend war, jene übermächtige Sehnsucht, die den wahrhaft deutsch fühlenden Österreicher von je erfüllte, die Vereinigung mit dem Deutschen Reiche •— wann wird sie aber wirkliche Wahrheit werden? In meiner Vaterstadt, als deutsche Sprachinsel von nationalen Wogen hoch umbrandet und jetzt in Gefahr, darin zu ver¬ sinken, habe ich diese Ideen von Kindesbeinen auf eingesogen, und es ist keine Phrase, wenn ich sage: Deutschland war mein erster und Deutschland wird mein letzter Ge¬ danke sein. Was ich in 22jähriger Tätigkeit von Wohlwollen und Entgegenkommen hier erfahren, davon ist heute mein Herz voll Dankbarkeit. Nie vergessen kann ich den warmherzigen Empfang, der mir beim Amtsantritte seitens des Kultusministers v. Seydewitz und des Ministerialdirektors Waentig — beide leider schon längst dahingegangen — zu Teil geworden ist. Mit Freuden und mit ehrlichster Überzeugung hätten sie mir gleich da¬ mals gewährt, was ich erst nach 17jährigem Harren und Krieg erlangen sollte. Ganz besonders muß ich der Stadtgemeinde meine innigsten Dankgefühle zum Ausdruck bringen. Auch die Verwaltungsdirektion sei des herzlichen Dankes für ihre andauernden Bemühungen, mit denen sie jeden an sie gestellten Wunsch ehestens zu erfüllen ge-