Festschrift zum 75-jährigen Jubiläum der Gesellschaft practischer Aerzte zu Riga von der städtischen Irrenheil- und Pflegeanstalt Rothenberg.

Date:
1897
Catalogue details

Licence: Public Domain Mark

Credit: Festschrift zum 75-jährigen Jubiläum der Gesellschaft practischer Aerzte zu Riga von der städtischen Irrenheil- und Pflegeanstalt Rothenberg. Source: Wellcome Collection.

Provider: This material has been provided by King’s College London. The original may be consulted at King’s College London.

    34/100 (page 24)
    Zusammenhang aufzudecken zwischen einzelnen Naturereignissen oder historischen Begebenheiten, das ist das Streben der denkenden Ge- lehrten und nichts weiter. Es ist also der Denkprocess durchaus nicht ein continuirliches Fortschreiten von Vorstellungen von einem Aus- gangspunkt zu einem unbekannten Ziel, bei dem nur der Erfolg des Wettbewerbes um Aufnahme in die «Enge des Bewusstseins» abhängt von ihrer inneren Verwandtschaft, von ihrer Intensität und stärkeren Gefühlsbetonung, sondern der Denkprocess hat einen Ausgangspunkt und es schwebt ihm ein Ziel vor und zwischen diesen beiden Punkten wandern unzählige Vorstellungen hin und her, vorwärts und rück- wärts, setzen am Anfang und oft gleich am Ende an und nur die Gefühlsbetonung kommt neben ihrer Verwandtschaft noch in Betracht. Die Gefühlsbetonung, oder was dasselbe ist, das Interesse, welches sie erregen, hängt aber wieder von der Qualität der Vorstellungen ab, d. h. davon, ob sie zum Ganzen stimmen, mit ihm harmoniren oder nicht. Das Forum, welches darüber entscheidet, ist das Ganze, der schon ad hoc gesammelte Vorstellungsschatz, der Gipfel der fort- schreitenden und wechselnden Curve. Wundt sagt ja auch, bei der Apperception stehe der Effect im Vordergrunde des Bewusstseins. Dadurch aber verliert diese Apperception ihr Räthselhaftes, kennt man erst das Ziel, dann ist die Auswahl der Mittel zum Zweck nicht mehr so schwer; die Apperception ist dann aber eigentlich nichts Neuhin- zukommendes, keine neue Kraft, sondern nur der Wellengipfel der Vorstellungscurve, der in der Mitte zwischen Anfang und Ende der Gedankenfolge steht und den Gedankenfaden nicht sinken lässt. Drei gleichwerthige Punkte bestimmen so die Richtung des Vorstellungs- ablaufs. Recht einfach und nackt stellt sich dieser Vorgang dar, wenn wir an Parteien denken, an politische, nationale etc.; nur das Pro wird in der Discussion hervorgehoben oder nur das Contra, je nachdem der Parteistandpunkt es verlangt und vorschreibt. Und wie viele ähnliche, einseitig auf den Effect zugestutzte Argumentationen giebt es im täglichen lieben und Verkehr. In Bezug auf Bleuler scheint mir darum »der Mechanismus, der in einem Fall die Verbindung eines Reizes mit dem Ichcomplex erleichtert, im anderen erschwert oder hemmt«, nicht so unklar; aber ich muss hier meinen abweichenden Standpunkt hervorheben in Betreff der Rolle, die dem Ichcomplex von den Autoren bei diesem Vorgang zugeschrieben wird. Der Ichcom- plex nämlich fällt, meiner Ansicht nach, durchaus nicht immer mit dem