Die Krankheiten des weiblichen Körpers : in ihren Wechselbeziehungen zu den Geschlechtsfunctionen : in 23 Voträgen / dargestellt von P. Müller.

  • Müller, P. (Peter), 1836-1922.
Date:
1888
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Credit: Die Krankheiten des weiblichen Körpers : in ihren Wechselbeziehungen zu den Geschlechtsfunctionen : in 23 Voträgen / dargestellt von P. Müller. Source: Wellcome Collection.

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    weniger günstige die in der Lactationsperiode sich entwickelnden, welche aber, wie bereits bemerkt, die Schwangerschaftserkrankung an Gefährlichkeit weit hinter sich lassen. In letzterem Punkte stimmen ältere und neuere Psychiater überein; nur Schmidt, welcher sich auf eine ^Statistik der Irrenanstalt Leubus stützt, spricht den Schwan- gerschaftspsychosen eine günstige Prognose zu. Sehr zu berücksich- tigen wäre hiebei, dass allen Erfahrungen zufolge Psychosen in späteren Wochenbetten sich wiederholen können und dann meist einen schlimmeren Verlauf nehmen. So fand Tuke unter 75 Fällen 15mal eine Wiederkehr der Geisteskrankheit im späteren Puerperium. J. Amann beobachtete einen Fall, wo in drei Schwangerschaften Spuren von Melancholie sich zeigten, im Wochenbett aber Anfälle von Tobsucht eintraten. § 26. Was den Einfluss der klimakterischen Periode auf die Ei£e*ss Geistesstörungen anlangt, so ist der Effect ein verschiedener; in einer Kiimacte- Anzahl von Fällen kann mit derselben eine wesentliche Besserung, ja vollkommene Heilung eintreten. Aber in der Mehrzahl der Fälle verschlimmert sich der Zustand; nicht selten gehen in dieser Zeit die psychischen Störungen in unheilbare Formen, Verrücktheit und Blöd- sinn über. Nach Schlager trat unter 25 Fällen 17mal eine Ver- schlimmerung des Leidens ein und zwar in der Weise, dass sich in 7 Fällen von Tobsucht und 6 Fällen von Melancholie Blödsinn ent- wickelte , bei 4 melancholischen Kranken kamen heftige periodische Aufregungen hinzu. Wie zur Zeit der kritischen Periode auch innerhalb der normalen Geistesfunctionen häufig eine gewisse Aenderung eintritt, so kann sich bei bereits prädisponirten Individuen oder unter starker Einwirkung occasioneller Momente Geistesstörung entwickeln; jedoch sind auch die Fälle nicht selten, wo nichts weiter als das normale Erlöschen der Geschlechtsfunctionen nachgewiesen werden kann. In anderen Fällen geben Unregelmässigkeiten der Menopause, wie frühzeitiger Eintritt, plötzliches Erlöschen, starke Blutungen zur Psychose Veranlassung. Von Schlager wird eine ganze Reihe von Fällen derart angegeben. Auch einUebergang von nervösen Störungen, wie z. B. von Hysterie in Psychose, wird zu dieser Zeit beobachtet. Von Brierre wird eine ganze Reihe von Fällen der letzteren Art angeführt. § 27. Was nun die Behandlung anbetrifft, so hat man in früherer Behandlung. Zeit bei Erkrankung in der Schwangerschaft durch Einleitung des Abortes oder der Frühgeburt dem Krankheitsprocesse eine günstige Wendung zu geben versucht. Von Thorburn wird uns ein Fall von sofortiger Heilung bei einer selbstmörderischen Manie durch künstliche Unterbrechung der Schwangerschaft gemeldet; allein in der Mehrzahl der allerdings nicht häufigen Fälle hat sich der Eingriff als unwirksam erwiesen, so dass jetzt selten davon Gebrauch gemacht wird. Es kommen jetzt nur noch die auch sonst bei Geistesstörung in Betracht kommenden Mittel in Anwendung. Von Ripping wird besonders der günstige Einfluss der baldigen Unterbringung in einer Heilanstalt betont, noch mehr aber bei heruntergekommenen Individuen die Stärkung der Con- stitution durch kräftige Ernährung und durch tonisirende und diäte-