Vorlesungen über Kinderkrankheiten : ein Handbuch für Aerzte und Studirende.

  • Henoch, E. H. (Eduard Heinrich), 1820-1900.
Date:
1897
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Credit: Vorlesungen über Kinderkrankheiten : ein Handbuch für Aerzte und Studirende. Source: Wellcome Collection.

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    das intermittirendc Stadium liinein fehlt fast nie, und l)cdingt bei eigen- sinnigen und verwöhnten Kindern bisweilen Ausbrüche wilder .Heftigkeit, sobald man ihnen die noUiwendige Nahrung aufzwingen will. Nur selten, in ganz leichten Fällen, äusserten die Kinder das ßedürfniss nach Nah- rung. Mit dem Eintritt der Reconvalescenz tritt fast immer ein abnorm gesteigerter Hunger ein, welcher in einem Fall, wenn er nicht sofort be- friedigt wurde, AVuthanfälle mit Geschrei zur Folge hatte. Sehr verschieden war die Beschaffenheit der Zunge, welche nur ausnahmsweise durchweg rein und feucht, aber auch selten so trocken, rissig und mit schwarzbraunen Borken bedeckt erschien, wie sie häufig bei Erwachsenen erscheint. In der Regel wurde in der ersten Zeit der Krankheit ein dicker weisslicher oder graugelber Belag mit Röthe der Ränder und der Spitze, oder eine rothe glatte Beschaffenheit der vorderen Hälfte, während die hintere stark belegt war, beobachtet. Auf der Acme stiess sich der Belag oft gänzlich oder theilweise ab, die Oberfläche der Zunge wurde dann glänzend roth, wie lackirt, etwas trocken und in der Mitte bräulich, wobei die Papillen stärker hervorträten, mitunter so stark, wie auf der Scharlachzunge. Ueberhaupt war das Aussehen der Zunge oft von Tag zu Tag verschieden. Im xAllgemeinen erschien mir die Tendenz zum Trockenwerden, welche mit der Schwere der nervösen Erscheinungen, besonders mit der Somnolenz gleichen Schritt zu halten pflegt, weniger ausgeprägt, als bei Erwachsenen, und dasselbe gilt auch von dem fötiden Geruch aus dem Mund, von der Trockenheit und dem fuliginösen Belag der Lippen und des Zahnfleisches, der oft ganz fehlte und nur selten den bei Erwachsenen so häufigen hohen Grad er- reichte. Dagegen zeigten die Lippen oft Fetzen von Epidermis, welche die Kinder bei dem fast constant beobachteten Zupfen an den Lippen allmälig abreissen. Diese Erscheinung, welche in eine Categorie mit dem ebenso häufig vorkommenden Bohren in der Nase uiid dem Reiben der Augenlider gehört, macht sich schon in den ersten Tagen des Ueotyphus liemerkbar, kann sich aber auch bis in die späteren Stadien hinziehen. Eine charakteristische Bedeutung kommt ihr indess nicht zu, weil sie auch im ersten Stadium der Meningitis tuberculosa (S. 294) sehr häufig beobachtet wird. Bei einem 5jährigen ^lädchen bildete sich einige Tage vor dem Tode, anscheinend von einer Rhagade der Unterlippe aus, eine bis zum Rand des Unterkiefers sich erstreckende harte Infiltration und gleichzeitig eine brettharte x\uschwellung der linken Parotis. Kleine aphthöse Plaques und oberflächliche Geschwüre an den Zungenrändern und Muiidwinkeln veranlassten manche Kinder, ihre Finger fortwährend in den ^lund zu führen. Bisweilen begleitete auch Angina