Klinische Vorträge. Vierter Vortrag. III. Infectionskrankheiten. 1. Ueber die Cholera und ihre Behandlung / von H. v. Ziemissen.

  • Ziemissen, H. von.
Date:
1887
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Credit: Klinische Vorträge. Vierter Vortrag. III. Infectionskrankheiten. 1. Ueber die Cholera und ihre Behandlung / von H. v. Ziemissen. Source: Wellcome Collection.

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    Natur und Aufnahmswege des Cholerakeims. Beobachtungen, die hier eben zum Theil auf Mittheilungen Dritter fussen, und von dem Autor der gelehrten Welt gegenüber doch nicht als absolut zuverlässig verbürgt werden können. Dazu kommt die Vieldeutigkeit der epidemiologischen Thatsachen, die Unsicherheit in der Ergründung der Ursachen der Vorgänge und die beschränkte Be- weiskraft der so unendlich zahlreichen negativen Thatsachen gegen- über der der positiven. Der rein bakteriologische Standpunkt andererseits muss, sobald er nicht auf die Ergebnisse der epidemiologisch-kritischen Studien Rücksicht nimmt, einseitig werden, weil dem Bakteriologen nur das als zuverlässig richtig erscheint, was er selbst vor sich sieht und was ihm das Experiment ergibt. In der That hat ja dieser Stand- punkt viel Imponirendes. Nachdem Koch den Spaltpilz, den man als den specifischen Krankheitskeim der Cholera anzusehen berech- tigt ist, entdeckt hatte, lag Nichts näher als zuerst die biologi- schen Eigenschaften dieses Bacillus zu studiren, seine pathogenen Wirkungen an Thieren experimentell festzustellen und den Bedingun- gen nachzugehen, welche der Entwicklung des Keimes im thierischen Organismus günstig und jenen, welche derselben ungünstig wären. Nachdem auf diese Weise eine Reihe wissenschaftlich gesicherter Thatsachen für den Aufbau einer Biologie des Infectionskeims erlangt ist, können wir auch der Hoffnung Raum geben, dass diese That- sachen im Verein mit den gesicherten Ergebnissen der epidemiologisch- kritischen Forschungen dereinst eine wissenschaftliche Aetiologie und Prophylaxe der Volkskrankheiten liefern werden. Für jetzt müssen wir uns bescheiden, diejenigen Thatsachen zu registriren, welche wir als gesicherte oder doch als nahezu gesicherte zu betrachten berechtigt sind. Das sind kurz zusammengefasst die folgenden: Die Cholera wird höchst wahrscheinlich bedingt durch die Invasion des von Koch entdeckten Kommabacillus, welcher entweder mit der Athmungsluft in Mund und Nase und von hier in den Magen gelangt oder welcher direct durch Speisen und Getränke in den Verdauungs- kanal gelangt, den Magen unter günstigen Verhältnissen (alkalische Rcaction des Mageninhaltes, Magenkatarrh) ungeschädigt passirt, sich im Dünndarm ansiedelt und sich hier rasch ins Unendliche ver- mehrt. Die deletäre Wirkung des Darmprocesses auf den Gesammt- organismus scheint auf der Resorption eines Ptomains zu beruhen, welches die Cholera-Schistomyceten produciren. Auf welche Weise dasselbe bei der wohl gänzlich sistirten Resorptionsthätigkeit der Darmschleimhaut zur Wirkung kommt, ist noch zu erforschen. Ebenso ist die Natur der von Finkler und Prior und von Emmerich