Klinische Vorträge. Vierter Vortrag. III. Infectionskrankheiten. 1. Ueber die Cholera und ihre Behandlung / von H. v. Ziemissen.

  • Ziemissen, H. von.
Date:
1887
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Credit: Klinische Vorträge. Vierter Vortrag. III. Infectionskrankheiten. 1. Ueber die Cholera und ihre Behandlung / von H. v. Ziemissen. Source: Wellcome Collection.

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    festlialten — nicht blos durch den Cholerakranken selbst verschleppt, sondern auch durch Gesunde und durch Waaren. Und da ein Dauer- zustand des Bacillus durch epidemiologische Beobachtungen und neuerdings durch Hueppe’s Untersuchungen auch bakteriologisch höchst wahrscheinlich gemacht ist, so ist der Möglichkeit einer Ver- schleppung trotz der strengsten Quarantaine Thür und Thor geöffnet. Vorderhand allerdings, wo die contagionistische Strömung wieder das Uebergewicht gewonnen hat, ist nicht zu erwarten, dass die europäischen Staaten von den Quarantainemaassregeln Umgang neh- men werden. Von der Fruchtlosigkeit, ja Unmöglichkeit einer Landqua- rantaine, einer Beschränkung des menschlichen Verkehrs zu Lande hat man sich jetzt wohl allgemein überzeugt. Die Gren- zen eines grossen Reiches mit einem Truppen-Cordon zu umziehen, erscheint geradezu abenteuerlich. Die Kosten einer solchen Maass- regel würden die Staaten ruiniren, wenn die Cholera, wie z. B. jetzt, 1—2 Jahre an den Grenzen spukt. Und welcher Cordon wäre im Stande, den menschlichen Verkehr ganz zu hemmen? Wie viel Schleichwege bieten sich hier dar? Und wenn das Choleragift durch Waaren verschleppt werden kann, was nützt dann auch die Hem- mung des Menschenverkehrs? Die Bundesstaaten des deutschen Reiches haben indessen doch eine gewisse Beaufsichtigung des Verkehrs an den Grenzen eines verseuchten Landes walten zu lassen beschlossen und im Jahre 1884 folgende übereinstimmende Vorschriften für den Grenzver- kehr erlassen. Auf den Grenzstationen des verseuchten Landes werden die Passagiere der durchgehenden Züge einer Inspection in den Coupös durch dazu bestellte Aerzte unterzogen. Hierdurch sowie durch die Mittheilungen des Zugpersonals und der Mitreisenden werden etwaige Cholerakranke oder Choleraverdächtige erkannt, von der Weiterreise ausgeschlossen und in eigens dazu hergerichtete Localitäten unter- gebracht und ärztlich behandelt. Unter Umständen ist den Kranken die Weiterfahrt zu gestatten, jedoch sind sie von den übrigen Passa- gieren (mit Ausnahme ihrer Angehörigen) zu isoliren. Die von ihnen benützten Waggons sind demnächst ausser Dienst zu stellen und zu desinficiren. Ist die Cholera schon im Land, so sind die genann- ten Maassregeln auf alle grösseren Stationen und Knotenpunkte aus- zudehnen. Ls erhellt sofort, wie ungenügend diese Maassregeln selbst vom contagionistisclien Standpunkte aus sind. Nur der Eisenbahnverkehr