Klinische Vorträge. Vierter Vortrag. III. Infectionskrankheiten. 1. Ueber die Cholera und ihre Behandlung / von H. v. Ziemissen.

  • Ziemissen, H. von.
Date:
1887
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Credit: Klinische Vorträge. Vierter Vortrag. III. Infectionskrankheiten. 1. Ueber die Cholera und ihre Behandlung / von H. v. Ziemissen. Source: Wellcome Collection.

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    Krankheitsbild. Choleradiarrlioe und Cholerine. Diese während einer Epidemie ungemein häufigen, durch die leich- testen Diätfehler entstehenden Diarrhöen werden von ungebildeten oder leichtsinnigen Leuten nur zu oft ignorirt, während ängstliche Patienten der höheren Gesellschaftsklassen gewöhnlich in grosse psychische Aufregung geratben, da sie meinen, die Cholera zu be- kommen. Wird das richtige Heilverfahren angewendet, so verläuft diese Form des einfachen infectiösen Darmkatarrhs, vorausgesetzt, dass die Constitution intakt ist, in 8—14 Tagen günstig. Wird aber die Diarrhoe vernachlässigt, gelangt vielleicht noch neuer Infectionsstoft durch den katarrhalischen Magen in den Darm, so kann sich aus der einfachen, sonst gutartigen Diarrhoe eine Cholerine oder die asphyktische Form der Cholera entwickeln. Mancher Fall von schwe- rer Cholera im Verlauf der Epidemien würde höchst wahrscheinlich zu erhalten sein, wenn derselbe in diesem Stadium und nicht erst im Stadium algidum zur Behandlung käme. Die Cholerine, der specifisch infectiöse Brechdurch- fall, tritt gewöhnlich plötzlich in der Nacht auf, nachdem dyspep- tische Beschwerden, Diarrhoe und Gasentwicklung im Darm voran- gegangen ist. Erbrechen und Durchfall erfolgen Schlag auf Schlag, die Entleerungen sind reichlich, flüssig, Anfangs noch fäculent, bald farblos, reis wasserähnlich. Massiges Fieber, kleiner Puls, enormer Durst, rascher Verfall des Turgor vitalis, Sinken der Urinexcretion, höchste Muskelschwäche, Wadenkrämpfe, Verfall der Stimme. Dieses Krankheitsbild ist genau dasselbe wie bei schwerer Cho- lera nostras, für die wir ebenfalls eine infectiöse Ursache anzuneh- men durch die neueren Untersuchungen berechtigt sind. Hier wie dort kommen einzelne tödtliclie Fälle vor, in denen sich das Bild der Cholerine zu dem der asphyktischen Cholera steigert. In gün- stigen Fällen verläuft die Affection bis zur Herstellung normaler Function des Magens und des Darms in 8—14 Tagen, doch lässt die grosse Schwäche, welche viele Wochen lang fortbesteht, nach- träglich noch die Schwere der Erkrankung erkennen. Die ausgebildete Cholera, Cholera asphyctica, a 1 - gida, beginnt mit prodromaler Diarrhoe, welche dem Kran- ken oft harmlos erscheint, weil sie gewöhnlich schmerzlos ist und mit dem Gefühl der Erleichterung einhergeht. Nach ein- bis mehrtägi- ger Dauer dieser Durchfälle beginnt plötzlich, gewöhnlich Nachts, der sogenannte Choleraanfall, d. h. die Ausleerungen werden plötzlich äusserst reichlich, häufig, molkenähnlich, folgen Schlag auf