Klinische Vorträge. Vierter Vortrag. III. Infectionskrankheiten. 1. Ueber die Cholera und ihre Behandlung / von H. v. Ziemissen.

  • Ziemissen, H. von.
Date:
1887
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Credit: Klinische Vorträge. Vierter Vortrag. III. Infectionskrankheiten. 1. Ueber die Cholera und ihre Behandlung / von H. v. Ziemissen. Source: Wellcome Collection.

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    Die Wirkungen der Cholcrainvasion auf die Bevölkerung. derte von blühenden Menschenleben alljährlich den Sparsamkeits- tendenzen der Gemeindevertretungen geopfert werden. Soweit ist bei den Städten die Ueberzeugung von der Nothwendigkeit grosser Opfer für die Gesundheit ihrer Einwohner denn doch noch nicht durch- V gedrungen, dass wir schon jetzt von einer allgemeinen Assani- erung von Deutschlands Grund und Boden reden könnten. Da gibt es doch noch genug Schmutznester, in denen der Cholera- keim haften und gedeihen kann. Aber auch in solchen Nestern, welche die besten Nährböden für jegliche Infectionskeime darstellen, haftet das Choleragift das eine Mal nicht, während es das andere Mal eine höchst intensive Epidemie hervorruft. Hier bestehen also in den Details der örtlichen Disposition noch unbekannte Differenzen. Also halten wir fest: durchaus nicht immer geht eine Saat des Cho- lerakeims zur Epidemie auf, auch wenn die örtlichen und zeitlichen Bedingungen günstig zu sein scheinen. Wir gehen nun über zu der Besprechung der Erscheinungen, welche die Cholerainvasion in der Bevölkerung her- vorruft. Die nächste Wirkung der Cholerainvasion ist eine allgemeine Panik, wie sie in dieser In- und Extensität heute kaum je bei einer anderen Volkskrankheit beobachtet wird und ihr Analogon nur in den Pandemien des schwarzen Todes im Mittelalter findet. Es ist wohl die Cholerafurcht hauptsächlich bedingt durch das Gefühl des ohn- mächtigen Dastehens gegenüber einem unsichtbaren, heimtückischen Feinde und durch die Kenntniss der erschreckenden Rapidität des Verlaufes und der Fruchtlosigkeit der Therapie. Die Bevölkerung drängt die Behörden zum Handeln: es soll etwas geschehen, um den Feind zu bekämpfen. Die psychische Aufregung wird selbstredend um so grösser, je geringer der Bildungsgrad der Bevölkerung ist. Die Aufregung des Volkskörpers zeigt sich auch in den Fami- lien und bei den Einzelnen. Es wird von Nichts Anderem als von | der Cholera gesprochen und einzelne hervorragend ängstliche Ge- müther werden von krankhaften Erscheinungen befallen, welche das E Resultat der Angst und Aufregung, zum Theil auch wohl der Ver- • änderung der Lebensweise sind. Diese Erscheinungen sind vorwie- l gend nervöser und gastrischer Natur, Schlaflosigkeit, Appetitverlust, i Magendruck u. s. w. Ausser diesen psychischen Aufregungszuständen ist aber entschie- n den auch eine Beeinflussung der Gesammtbevölkerung durch den ? sogenannten „Genius epidemicus“ zu bemerken. Wie diese hochgra-