Ueber die Temperaturunterschiede des venösen und arteriellen Blutes : Inauguralabhandlung, der medicinischen Facultät zu Giessen bei Erlangung der Doctorwürde vorgelegt / von Georg v. Liebig ; Praeses Prof. Dr. Bischoff.

  • Liebig, G. von (Georg), 1827-1903.
Date:
1853
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Credit: Ueber die Temperaturunterschiede des venösen und arteriellen Blutes : Inauguralabhandlung, der medicinischen Facultät zu Giessen bei Erlangung der Doctorwürde vorgelegt / von Georg v. Liebig ; Praeses Prof. Dr. Bischoff. Source: Wellcome Collection.

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    Nach dem Auflegen der Watte sehen wir hier die Thoraxtemperatur schnell stei- gen. Wenn wir vorläufig das Verhalten der Differenz bis um 11 U. 13 Min. unberück- sichtigt lassen, so bemerken wir, dafs sich um 11 U. 22 Min., wo die Thoraxtemperatur ihren höchsten Stand erreicht, die Ventrikel ausgeglichen haben. Mit der abnehmenden Thoraxtemperatur fängt nun die Differenz an wieder hervorzutreten und steigt bis um 2 Uhr 32 Minuten auf 0,62°. Hier haben sich die Temperaturen des rechten Ventrikels und des Thorax ausgeglichen und die Differenz sinkt von nun an wieder. Es blieb bei diesem Versuche unermittelt, worin die anfängliche Differenz von nur 0,07° und das Negativwerden derselben nach den ersten fünf Minuten ihren Grund hatte, da die Temperatur des Thorax die des rechten Ventrikels noch lange nicht erreichte. Der Schlufs auf eine anfängliche höhere Temperatur des Bluts im rechten Ventrikel war hier noch nicht gestattet, weil keiner der vorhergehenden Versuche eine derartige Ver- muthung unterstützt hatte, und weil die bereits erkannten Fehlerquellen die Sicherheit des Schliefsens zu sehr beeinträchtigten. Wie wir indessen später sehen werden, kam die negative Differenz hier doch wahr- scheinlich daher, dafs der rechte Ventrikel eine höhere Temperatur besafs, als der linke; diese konnte dadurch verdeckt werden, dafs das Thermometer, welches in den linken Ventrikel kam, zuletzt eingeführt wurde und eine höhere Temperatur hatte, als das Blut, weshalb es bei der zweiten Ablesung, eine Minute nach dem Einführen, wo wir noch eine Differenz von 0,07° auftreten sehen, seine Temperatur mit der des Blutes noch nicht aus- geglichen haben konnte. Die aus den bisherigen Versuchen erhaltenen Resultate waren so sehr von einander abweichend, dafs eine neue Reihe von Versuchen mit verbesserten Vorrichtungen noth- wendig wurde. Es waren vor allem besser eingerichtete Thermometer nothwendig. Diese wur- den von Herrn Geifsler in Bonn mit ganz gleichen Dimensionen verfertigt. Sie gingen bis 50° und wrar'en in fünftel Grade getheilt. Ihre Länge betrug 24 Centimeter. Sie besafsen cylindrische Quecksilberbehälter, die zwei Centimeter lang und drei Millimeter breit waren. Die Quecksilbersäule stieg und fiel in einem Capillarrohre, welches nebst der auf einer Milchglasplatte angebrachten Theilung, auf welcher es fest anlag, von einem schützenden, 7 Millimeter weiten Glasrohre umgeben war. Dieses Rohr lief unten in einen dünneren Cylinder aus, welcher sich an den Rand des Quecksilberbehälters ansetzte. Das Capillarrohr machte es möglich, ganz genau ablesen zu können, da die Theilstriche, welche man durch dasselbe hindurch ablesen mufste, gebrochen erschienen, wenn man nicht senkrecht darauf sah. Damit die Quecksilbercylinder nicht mit den Herzwänden, sondern nur mit dem Blute in Berührung ständen, wurden sie mit einem aus drei je 1 Millimeter breiten Messingstreifen, die etwas unterhalb des Quecksilbercylinders zusam- mcnliefen und oberhalb an einen Ring befestigt waren, der das umhüllende Glasrohr umschlofs, 3