Die Krankheiten der Harnblase / von Robert Ultzmann ; nach dessen Tode Herausgegeben von Moritz Schustler.

Ultzmann, Robert, 1842-1889.

Date:: 1890

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Credit: Die Krankheiten der Harnblase / von Robert Ultzmann ; nach dessen Tode Herausgegeben von Moritz Schustler. Source: Wellcome Collection.

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kommen gelungen ist, manchmal stürmische und gefahrdrohende Er- scheinungen, auf welche im Nachstehenden etwas näher eingegangen werden soll. Bei vollständiger Kontraktionsfähigkeit der Blase kann man für 'gewöhnlich Instrumente ungestraft einführen und selbst längere Zeit liegen lassen; nicht so bei Blasen, welche ihre Kontraktions°fähigkeit verloren haben, wo der Druck im Blaseninneren ein negativer^ ist. Man kann schon bei Parese der Blase geringeren Grades dem ersten evakuatorischen Katheterismus Cystopyelitis und Pyelonephritis mit heftigen Fiebererscheinungen folgen sehen. Die Kranken fühlen sich nach der Entleerung der Blase sehr erleichtert, der nächste Tag wird noch im Wohlbefinden verbracht, vom 3. Tage angefangen jedoch fangen sie an über Mattigkeit zu klagen, der Harn wird trübe, es stellt sich Fieber ein und am 5. oder 6. Tage nach dem ersten Ka- theterismus folgt ein starker Schüttelfrost. Je stärker die Insufficienz der Blase und je grösser die Harnmenge, welche durch den Katheter entleert wurde, desto heftiger sind meist auch die Reaktionserschei- nungen. Es sind in der Literatur Fälle verzeichnet, wo bei Parese der Blase der evakuatoriscbe Katheterismus in stehender Stellung vor- genommen wurde, und der Patient, nachdem grosse Quantitäten Harn entleert worden waren, todt zusammenstürzte. Auch solche Fälle sind nicht selten, wo beim erstmaligen Katheterisiren ein vollkommen nor- maler Harn entleert wird, der Patient gesund und kräftig aussieht und wo derselbe Patient nach 8 — 10 Tagen unter urämischen Erscheinungen zu Grunde geht. Hier ist zu der sich entwickelnden Cystopyelitis noch eine akute, gewöhnlich suppurative Nephritis hinzu getreten. Endlich kommt es manchmal vor, dass am 3. Tage nach dem ersten Kathe- terismus der Harn stark blutig zu werden anfängt: die Blutung ist gewöhnlich eine parenchymatöse, Coagula fehlen, doch kann man mikroskopisch kämorrhagisches Nierenepithel und Blutcylinder finden und damit den Nachweis erbringen, dass der gesammte Harnapparat und nicht blos die Blase blutet. Der Harn hat bald eine rothe, bald eine braune und schwarze Farbe, später, nachdem sich auch ein eiteriger Blasenkatarrh entwickelt hat, wird die Farbe des Urins braungrün, die Reaktion stark alkalisch, der Geruch aashaft stinkend. Man hat es mit einem Worte dann mit einer jauchigen hämorrhagischen Cystitis oder Cystopyelitis mit oder ohne suppurativer Nephritis zu thun. Hat die eiterige Nephritis nicht die ganze Niere ergriffen, so kann nach und nach relatives Wohlbefinden des Patienten sich einstellen, doch kommt es auch hier in der Folge häufig noch zu einer chronischen Nephritis mit letalem Ausgange in späterer Zeit. Häufig sieht man nach dem evakuatorischen Katheterismus auch parenchymatös-entzündliche Prozesse im Harnapparate auftreten. Die Patienten fiebern mässig, der Harn ist nur schwach eiterig und schleimig getrübt und enthält nur eine dem Eitergehalte entsprechende, geringe Albuminmenge. Plötzlich tritt ein Schüttelfrost, bald darauf ein zweiter und dritter auf und endlich folgt Besserung nach Entleerung einer grösseren Menge Eiter mit dem Harn. Doch dauert diese Remission nur kurze Zeit, indem sich wieder Fröste einstellen, welche nach einer ausgiebigeren Pyurie verschwinden. Wochen und Monate laug kann dieser Wechsel der Symptome dauern, bis entweder Exitus letalis oder