Die Krankheiten der Harnblase / von Robert Ultzmann ; nach dessen Tode Herausgegeben von Moritz Schustler.

  • Ultzmann, Robert, 1842-1889.
Date:
1890
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Credit: Die Krankheiten der Harnblase / von Robert Ultzmann ; nach dessen Tode Herausgegeben von Moritz Schustler. Source: Wellcome Collection.

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    hat bisher 4 Mal, bei 2 Männern und bei 2 Weibern, diese That- sache zu beobachten Gelegenheit gehabt. Nachdem der Stichkanal nach der Punktion über der Symphyse ausgeheilt war, entfernte Nuss- baum den Apparat aus dem Stichkanal und gab den Patienten einen weiblichen Katheter zur Hand, mit welchem der Harn durch den Stich- kanal von Zeit zu Zeit entfernt werden sollte. Die Einführung des Katheters gelang ohne Anstand jedes Mal. Die Musculi recti und die pyramidales funktionirten eben durch ihre Spannung auch gleichzeitig als Schliessmuskeln der Blase, denn die Patienten konnten selbst stundenlang den Harn zurückhalten und blieben dabei trocken. Ja, noch mehr, die Patienten konnten durch den Stichkanal spontan, somit ohne Katheteranwendung, den Urin in starkem Strahle entleeren und hatten somit nicht nöthig, sich bei jedesmaligem Harnen des Katheters zu bedienen. In allen jenen Fällen, in welchen die natürlichen Harnwege nicht mehr wiederhergestellt werden können, und der Stichkanal dauernd behufs Entleerung des Harnes offen gehalten werden muss, wäre das Verfahren nach Nussbaum unbedingt zu versuchen, da dasselbe für die bedauernswerthen Kranken von den angenehmsten Folgen be- gleitet ist. c) Cystitis und ihre Folgezustände. Die am häufigsten vorkommende Erkrankung der Blase ist die Entzündung derselben — die Cystitis. — Die Cystitis, im Allge- meinen der Blasenkatarrh benannt, erscheint als primäre idio- pathische Erkrankung nur höchst selten. Ist jedoch die Blase oder die Harnröhre einmal erkrankt gewesen, so kann die Blase sehr leicht, auch ohne gleichzeitige Erkrankung der Harnröhre, zu jeder Zeit katarrhalisch erkranken, wie dieses z. B. nach Gonorrhoen der Fall zu sein pflegt. §. 57. Häufigkeit in den verschiedenen Lebensaltern und Eintheilung der Cystitis. Die Harnblase ist vermöge ihrer geschützten anatomischen Lage nicht in derselben Weise den schäd- lichen Einflüssen von aussen ausgesetzt, als andere Organe. — Wäh- rend der Respirationstrakt und der Magendarmkanal den schädlichen Einflüssen der eingeathmeten Luft — respektive der aufgenommenen Ingesta zu jeder Zeit ausgesetzt sind und sie daher auch häufig an Entzündungsprozessen erkranken, ist dieses bei der Harnblase durch- aus nicht der Fall, denn diese ist von der Aussenwelt ziemlich voll- ständig abgeschlossen. Man findet daher nicht selten, dass Männer sowohl als Frauen ein hohes Alter erreichen können, ohne jemals am Blasenkatarrh erkrankt gewesen zu sein, während dieselben Personen zugestehen müssen, doch öfter an entzündlichen Pro- zessen der Respirationsorgane und des Magendarmtraktes laborirt zu haben. — Im Kindesalter ist der primäre Blasenkatarrh eine bei- nahe ungekannte Erkrankung (Bokai), und doch kommen gerade in diesem Alter die Erkrankungen der Respirationsorgane und des Magendarmtraktes so häufig vor. Sind Entzündungsprozesse der Blase bei Kindern vorhanden und handelt es sich weder um eine Dys-