Schussverletzungen des Auges / beobachtet von Hermann Cohn.

Cohn, Hermann, 1838-1906.

Date:: 1872

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Credit: Schussverletzungen des Auges / beobachtet von Hermann Cohn. Source: Wellcome Collection.

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Breslau am 26. Mai 1871 und fand im oberen Lide eine ganz zarte Narbe von etwa 2 Mm. Länge nur in der Haut. Aeusserlich sind beide Augen gleich, keinerlei Entzündungserscheinungen sichtbar. Linkes Auge: Cornea klar, Irls so schön him- melblau wie rechts, nur die Pupille ist ein klein wenig eiför- mig nach unten verzogen, aber kaum eine Spur grösser als die rechte; sie hat etwa 3 Mm. Durchmesser und reagirt vor- trefflich Er will jetzt mit beiden Augen schlechter sehen als früher. Links S an Snellens Vierecktafel auf /20 bestimmt, da er nicht lesen gelernt hat. Gesichtsfeld ergibt am Peri- meter gemessen (s. Fig. 4) eine Einschränkung in allen Thei- len, ganz besonders aber nach oben, wo im vertikalen Durch- messer die Oeffnung desselben nur 15 beträgt. Wahrschein- lich bisher noch nicht beaugenspiegelt. Die Pupille reagirt bei Licht schön, die Medien sind ganz klar, der Sehnerv zeigt kaum eine Aenderung, höchstens eine physiologische ExcavatioB; alle Gefässe sind sehr zierlich und deutlich zu verfolgen, jedoch entdeckt man, wenn der Patient ganz tief nach unten sieht, an der Grenze des oph- thalmoscopisch Sichtbaren einige Längsstrei- fen von Tinte n sc hwärze, welche in der Cho- rioidea zu liegen scheinen üb ein Corpus alienum dabei ? 3 1. Mai 187 1. Nach Atropin sieht man im untersten noch ophthalmoscopisch gerade erreichbaren Theile der Ader- haut einen etwa Papillen grossen, aber etwas schmaleren, schneeweissen Fleck, welcher mit kohlschwarzem Pigment umsäumt ist und in dessen Nähe zur Rechten und zur Lin- ken noch einige dicke, schwarze Pigmentstreifen laufen. Netz- hautgefässe sind an diesem peripheren Theile des Augen- grundes nicht zu sehen, doch spricht die ausserordentlich seh- nig-weisse Farbe inmitten des Pigmentes mehr für einen Ader- hautriss, als für einen Plaque. Aus dem grossen Gesichts- felddefecte folgt, dass an der betreffenden Stelle die Netzhaut jedenfalls ganz unthätig ist. Von therapeutischen Maassnahmen musste natürlich, da der Fall so spät zur Behandlung gekommen und nirgends Zeichen frischer Entzündung zu sehen waren, Abstand genom- men werden. Das andere Auge zeigte bei trübem Wetter /so- §. VII. Wunde des Augenlides, Symblepharon, Amaurosis, Xetzlianlaii- lösiing; Parese des Muse. rect. internus. Granatsplitter im Bulbus (t). Beobachtung 17. Haber, Julius, 26 Jahr, Soldat des 10. Reg. aus Belkan, Kreis Neumarkt, wurde am 30. Sept. 1870 bei einem Ausfalle vor Paris verwundet, so dass er besinnungslos und völlig blind niederstürzte. Am nächsten Nachmittag erwachte er auf dem Transport von Orly nach Versailles, begann aber erst am 4. Tage nach der Verwundung mit dem linken Auge wieder zu sehen. Rechts jedoch blieb er stockblind. Es steht fest, dass er früher mit dem rechten Auge vorzüglich sah, da er zur besten Schützenklasse gehörte. Ich untersuchte ihn in Breslau in meiner Anstalt am 20.Nov. und fand die rechte Lidspalte gleich gross der linken, jedoch im oberen Lide oberhalb des Thränenpunktes eine lineare Narbe, die sich bis zum oberen ürbitahande fast senkrecht hinaufzieht und sich dort leicht gabiig theilt. Dieser Hautnarbe entsprechend zeigt sich ein Symblepharon, das sich brückenartig vom inneren oberen Theile der Conjunctiva palpebrae super, zu demselben Theile der Conjunctiva bulbi zieht, jedoch nur bei stärkster Ab- und Auswärtswendung des Auges zum Vor- schein kommt. Die Conjunct. bulbi zeigt in der Umgebung des Symblepharon eine leichte Injection. Gewöhnlich schielt das Auge 2 — 3' divergent. Bei stärkster Adduktion wird es nur so weit nach innen gebracht, dass der innere Corneal- rand knapp die Thränenpunktlinie erreicht; das Symblepha- ron bildet kein mechanisches Hinderniss für die Adduktion; es muss also Parese des Rectvis internus angenommen wer- den. Die Cornea ist klar, Kammer etwas enger als links. Pupille 3', starr. ( Atropin ist seit 4 Wochen nicht einge- gossen worden.) Absolute Amaurose selbst gegen eine M agn esi umf 1 amme. Hintergrund nicht zu erleuchten; nur bei starker Abduktion kann man Netzhautfalten in hori- zontaler Richtung sich bewegen sehen, jedoch konnte ich kein Gefäss auf denselben finden. Das Symblepharon und die Sublation nebst Amaurose scheinen mir sehr für das Eindringen eines Granat- splitters in den Bulbus selbst zu argumentiren , wenn gleich ein solcher mit dem Augenspiegel nicht gesehen wer- den konnte. Bei dem linken Auge ist wohl die anfängliche Erblind- ung auf Commotio retinae durch einen Streifschuss von 2 Länge zurückzuführen, der das linke Stirnbein über dem Margo supraorbitalis getroffen und der die Abstossung meh- rerer Knochensplitter zur Folge hatte. Heut ist auf diesem Auge, das auch früher emmetropisch gewesen sein soll (?) eine Kurzsichtigkeit M'/,i mit S'/j bei normalem Augengrunde zu constatiren. Pat. wurde vor der Gefahr sympathischer Erkrankung eindringlich gewarnt und ihm eventuell schleunige Enucleation empfohlen. Ich sah ihn bis jetzt (Juni 1871) nicht wieder. §. VIII. Vier Schädelknochenschüsse mit Augenrerletzung. Beobachtung 18. Schuss ins Schläfenbein mit fol- gendem Nystagmus. Marquart, 24 Jahr, Soldat des 55. französ. Inf.-Reg., aus Paris, erhielt eine Kugel ins rechte Schläfenbein oberhalb des Ohres, die von einer Hebamme herausgeschnitten worden sein soll. Wann und wo er verwundet worden, kann der durch den Schuss sehr vergesslich gewordene Patient ebensowenig