Die progressievn Ernährungsstörungen / von Julius Cohnheim.

  • Cohnheim, Julius, 1839-1884
Date:
1877
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Credit: Die progressievn Ernährungsstörungen / von Julius Cohnheim. Source: Wellcome Collection.

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    Productionsfahigkei t der Gewebselemente, und es ist deshalb vollig irrelevant, wie sich dabei die Blutzufuhr verhalt: die mach- tigste Congestion der Gcfasse des vorderen Mediastinum wiirde vom zweiten Lebensjahre ab die Atrophic der Thymus nicht aufhalten, und die starkste Hyperamie kann beim Erwachsenen die Knocben sei- ner Extremitaten nicht langer machen. Aber diese Betrachtung lasst sich in keiner Weise auf Muskeln, Driisen oder vollends Deckepithe- lien ubertragen. Denn die Fahigkeit neue Substanz anzubilden hort bei diesen Geweben durchaus nicht .mit dem Ende der Wachs- thumsperiode auf; vielmehr geht ja jede Muskelcontraction, jedeDrii- sensecretion mit einem Yerbrauch von Muskel- und Driisensubstanz Hand in Hand und geschieht recht eigentlich auf Kosten derselben, und wenn trotzdem Muskeln und Driisen durch ihre Leistung nicht abnehmen, so verhiitet dies Nichts, als die immer neue Anbildung von contractiler Substanz und Driisenzellen. Nicht anders steht es mit der Milz und den Lymph driisen, und was die Epithelhaute be- trifft, so ist ja nirgends besser als gerade bei ihnen die continuirliche Neubildung von Zellen zum Ersatz der abgestorbenen fiir die Dauer des ganzen Lebens nachgewiesen. Wenn also an dem fortdauernden Productionsvermogen der Elementartheile in den letztgenanten Gewe- ben nicht gezweifelt werden kann, warum, so fragen wir billig, wach- sen die Muskeln nicht nach dem 22ten Jahr, warum werden die Drii- sen nicht grosser, die Epithelschichten nicht dicker? Aber ist es denn iiberhaupt richtig, dass Muskeln und Driisen bei einem erwachsenen Menschen wirklich unter physiologischen Yer- haltnissen niemals zunehmen, und Epithelhaute niemals dicker wer- den? Ich denke, die Meisten von Ihnen werden es schon am eignen Korper erfahren haben, dass die Muskeln sehr wohl an Yolumen ge- winnen konnen, und wenn Sie Sich die Armmuskeln unserer Schmiede und Bottcher vergegenwartigen, so wird Ihnen jeder Zweifel in dieser Hinsicht seltsam erscheinen. Wer aber wiisste vollends nicht, um wie Yieles die Dicke der Epidermis an den Hiinden der Tagelohner und Handarbeiter zunimmt? Auch ist der Grund dieses das gewohn- liche j\Iaass iiberschreitenden Wachsthums durchsichtig genug: es ist die FoJge einer abnorm reichlichen Assimilation, die ihrerseits ermog- licht wird durch eine langer anhaltende, resp. sich oft wiederholende abnorme Steigerung der Blutzufuhr zu den betrefifenden Theilen. Bei den Muskeln ist es die Arbeitscongestion, welche die Yerstarkung des Blutst.roms bedingt, an den Handen die immer sich erneuernden