Die krankheiten des chres und deren behandlung / Von dr. Arthur Hartmann.

  • Hartmann, Arthur, 1849-1931.
Date:
1889
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Credit: Die krankheiten des chres und deren behandlung / Von dr. Arthur Hartmann. Source: Wellcome Collection.

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    Beim Taubstummen, der nicht im Stande ist, die Sprache zu erlernen, wodurch er ausgeschlossen ist vom sprachlichen Verkehr mit seinen hörenden Mitmenschen, wird die geistige Entwicklung aufs schwerste beeinträchtigt, da er nicht vermag, durch die Sprache Begriffe von seiner Umgebung in sich aufzunehmen und dadurch der geistigen Errungenschaften seiner hörenden Mitmenschen teilhaftig zu werden. Das grosse Verdienst der Begründer des Taubstummenunterrichtes war es, den Weg zu zeigen, auf welchem es gelingt, den Taubstummen die Sprache zu lehren, ihn dadurch aus seiner geistigen Verwahrlosung herauszureissen und zu einem brauchbaren Menschen zu machen. In der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts machte der spanische Pater Pedro Ponce zuerst die Entdeckung, dass man Taubstumme sprechen lehren könne. Obwohl Ponce nach dem Urteil seiner Zeitgenossen schon Ausgezeichnetes im Unterrichte von Taub stummen leistete und nach seinem Tode auch ein Buch erschien „über die Kunst, Taubstumme sprechen zu lehren, blieben doch lange Zeit die Versuche, Taubstumme zu unterrichten, vereinzelt, bis im Jahre 1788 in Folge eines Rufes des damaligen sächsischen Kurfürsten Heinicke mit seinen Schülern von Eppendorf bei Hamburg nach Leipzig übersiedelte und daselbst die erste Taubstummenanstalt gründete. In demselben Jahre erhielt auch eine von Abbe de FEpee in Paris unterhaltene Taubstummenschule staatlichen Zuschuss, wo- durch auch hier der Grund gelegt wurde zum öffentlichen Taub- stummenunterricht. Die französische und die deutsche Anstalt unterschieden sich von einander von Anfang an dadurch, dass in der ersteren der Hauptwert bei der Ausbildung der Taubstummen auf die Geberdensprache gelegt wurde. Man unterscheidet dem- nach beim Taubstummenunterrichte allgemein eine deutsche und eine französische Unterrichtsmethode. Der französiche Taubstumme,1, welcher nur die künstliche Ge- berdensprache gelernt hat, bei der die einzelnen Buchstaben durch bestimmte Fingerstellungen repräsentirt werden, ist auf den Um- gang mit Seinesgleichen angewiesen und kann sich Vollsinnigen, abgesehen vom schriftlichen Verkehr, nur dann einigermassen ver- ständlich machen und sie verstehen, wenn sie gelernt haben mit ihm umzugehen. Der deutsche Taubstumme dagegen wird in den Stand gesetzt, mit Vollsinnigen zu verkehren, indem er zu den- selben spricht und das gesprochene Wort versteht. Die Vorzüge der deutschen Unterrichtsmethode sind so überwiegend, dass neuer-